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Andres Schmuck

Von Schöpflöffeln, Heiligenhäuschen und Kapellen

Karl-Friedrich Amendt vom Denkmalverein referierte über Formen und Gestaltung von Wegkreuzen im Rheinland –
Sinzig. Wie sehen und sahen die Wegkreuze aus, die es seit dem Mittelalter im Rheinland gibt, worin unterscheiden sie sich und aus welcher Zeit stammen sie? Mit der Beantwortung  dieser Fragen  machte beim jüngsten „Turmgespräch im Schloss“ der  Vorsitzende des Vereins zur Förderung der  Denkmalpflege und des Heimatmuseums, Karl-Friedrich Amendt, die Informationen komplett, die er
im November im ersten Teil seines Vortrags „Rheinische Wegkreuze“ begonnen hatte.
Amendt hat vor fünf Jahren ein – inzwischen vergriffenes – Buch dazu veröffentlicht und sich seitdem auch weiter intensiv mit dem Thema befasst. Als Grundinformation erläuterte er dem interessierten Publikum im gut besetzten Kultursaal des Schlosses erst einmal die Definition für Wegkreuze, der im Rheinland Schöpflöffel, Bildstöcke, Heiligenhäuschen und Kapellen einschließt. Klar ist dabei der Begriff des Schöpflöffels, eines steinernen Wegkreuzes – fast alle Wegkreuze sind aus Stein -, das im oberen Teil eine große Nische (wie ein Löffel) für Opfergaben, Blumen oder Heiligenbilder vorhält, zum Teil von einem Kreuz bekrönt. Amendt vermutet, dass der Schöpflöffel aus der Vulkaneifel stammt, denn bei seinen umfangreichen Recherchen ist diese Form anderswo bislang nicht aufgetaucht.
Auf den ersten Blick ist ein Bildstock ein Wegkreuz mit einem reliefartigen Bild im oberen Teil, von denen es übrigens auch moderne Ausführungen gibt (Bad Bodendorf, Heerweg). Allerdings werden im Volksmund auch Heiligenhäuschen als Bildstöcke bezeichnet. Amendt bleibt hier der Klarheit  wegen beim Heiligenhäuschen. Hierbei handelt es sich sowohl um miniaturisierte Häuser (Sinzig, Dreifaltigkeitsweg) wie auch um Gebäude, die betreten werden können (Westum, Krechelheimer Straße). Für letztere kommt noch ein Begriff ins Spiel: Kleine Kapellen. Indem sie vorn offen sind, unterscheiden sie sich von Kapellen als Kirchen, die einen geschlossenen Raum bilden.
Es ist also nicht einfach, die Übersicht zu bewahren. Der Referent führte sein Publikum aber zielsicher durch die Welt der geheimnisvollen Zeugen mittelalterlichen Denkens – so der Untertitel  seines Buches. Etwa in der Kostenfrage: Heute würde ein Wegkreuz beim Steinmetz in einfacher  Ausführung rund  8000 Euro kosten. Wie viel war das früher?  Auch wenn sich die Kaufkraft aus verschiedenen Epochen nur schwer vergleichen lässt, hat Amendt, auf heute umgerechnet, den zehnfachen Betrag eruiert. Eine ähnliche Lesart steuerte ein Zuhörer bei, der vom Gegenwert einer Jahresernte sprach. Wegkreuze wurden aus verschiedenen Anlässen aufgestellt und sollten das Seelenheil einer zu Tode gekommenen Person oder des Stifters sichern helfen.
Auch wegen der Kosten gibt es Wegkreuze in vielen verschiedenen Größen. Ein Gliederkreuz mit Nische kann bis zu drei Meter hoch sein, ein dem Grabkreuz nachempfundenes kaum einen Meter.  Völlig aus dem Rahmen fällt das bekannte „Hochkreuz“ in Bad Godesberg. Das gotische Sühnemal von 1333 ist im Original elf Meter hoch, wobei heute am Standort an der B 9 eine etwas kleinere Nachbildung steht, das Original befindet sich  im Landesmuseum Bonn.
Eine Festlegung der Aufstellungszeit eines Kreuzes ist fast nur an Hand von Inschriften und Symbolen möglich. Das beginnt schon mit der verwendeten Kreuzform – fünf an der Zahl -, setzt sich fort mit reliefartigen Darstellungen und mit Haussymbolen der Stifter und mündet in der Auswahl von Inschriften. Vorsicht aber auch hier: Diese können kreative Abkürzungen und Abschreibfehler (auch Steinmetze waren früher Analphabeten) enthalten oder in späterer Zeit „überschrieben“ worden sein.
Unterstützt von einer großen Auswahl Bilder gelang es Amendt, das weit gefächerte Thema bündig und spannend zum Schluss zu bringen – dafür und für die darin enthaltene umfassende Information dankte ihm im Namen der Zuhörerschaft der stellvertretende Vorsitzende Matthias Röcke. Zu seiner  nächsten Veranstaltung lädt der Verein am Samstag, 21. März, ein. Die erste Exkursion des Jahres führt zur Propstei Buchholz bei Burgbrohl.

BILDZEILE
Umfassend, detailreich und spannend präsentierte Karl-Friedrich Amendt das Thema der Wegkreuze. Foto: Denkmalverein

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