Brücke Kölner Straße wird neu gebaut, um Wasserdurchfluss zu verbessern
60-Meter-Korridor von der Kölner Straße bis zur B9-Brücke
Sinzig. Der Hochwasserschutz in Sinzig kommt einen entscheidenden Schritt voran. Das Bett der Ahr wird zwischen der Brücke Kölner Straße und der Brücke der B9 von bislang 20 Metern auf 60 Meter verbreitert. Zusätzlich zu diesem deutlich größeren Ahrkorridor wird auch die Brücke Kölner Straße neu gebaut. Sie bildete bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 einen folgenreichen Engpass für die gewaltigen Wassermassen. Das ist das Ergebnis von langwierigen Gesprächen zwischen Stadt, dem für den Hochwasserschutz an der Ahr zuständigen Kreis Ahrweiler und dem Landesbetrieb Mobilität (LBM), wie die Kreisverwaltung jetzt mitteilte.
Der breitere Ahrkorridor sei eine „essenzielle Forderung, die auch der Stadtrat entsprechend kommuniziert hat„, sagte Bürgermeister Andreas Geron im Gespräch mit dem Rhein-Ahr Anzeiger. Damit würden sich die Sinziger Interessen „praktisch zu einhundert Prozent wiederfinden„. Dies mache aber nur Sinn, wenn auch eine moderne, durchlässige Brücke für die Kölner Straße gebaut werde. Dem hat der LBM zugestimmt. „Das Ergebnis der langen Beratungen mit Kreis und LBM ist ein Ahrkorridor und eine neue Brücke Kölner Straße„, zeigte sich Geron erfreut über das abgestimmte Vorgehen. „Darüber können wir sehr, sehr glücklich sein. Die jetzige Brücke Kölner Straße ist noch voll leistungsfähig, da hätte auch das Szenario herauskommen können, dass sie noch 20, 30 Jahre stehen bleibt.„
In einer Pressemitteilung erläuterte die Kreisverwaltung weitere Details der Ergebnisse, die jetzt im Haupt- und Umweltausschuss vorgestellt wurden. Dabei geht es auch um den Wiederaufbau des Christinenstegs und des Sportplatzes an der Ahr. „Das hängt alles miteinander zusammen„, sagte Bürgermeister Geron dem Rhein-Ahr Anzeiger.

Hier der Wortlaut der Pressemitteilung:
Seit der Flutkatastrophe laufen auch in der Stadt Sinzig Planungen der Gewässerwiederherstellung. Eine Maßnahme, die Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit aller Bögen der Brücke Kölner Straße, ist bereits umgesetzt. Ziel aller Maßnahmen ist es, den ökologischen Zustand der Ahr wiederherzustellen und die Resilienz gegenüber zukünftigen Hochwasserereignissen zu erhöhen. Eine der umfangreichsten Maßnahmen, die im Bereich der Kernstadt geplant ist, wurde jetzt den Vorsitzenden der Sinziger Stadtratsfraktionen und den Mitgliedern des Haupt- und Umweltausschusses Sinzig vorgestellt. Im Fokus stand der Bereich der Ahr zwischen der Brücke Kölner Straße und der Brückenbauwerke der Bundesstraße 9 beziehungsweise der Deutschen Bahn. Hydraulische Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Stelle in ihrem jetzigen Zustand – insbesondere bei größeren Hochwassern – problematisch ist. Aufgrund der geringen Flussbreite sowie der Verengung durch die Ahr-Brücke Kölner Straße kann es zu starkem Rückstau und Überflutungen unter- und oberhalb der Brücke kommen. Um eine optimale Lösung zu finden und die bestmögliche Hochwasservorsorge zu erzielen, haben sich der Kreis Ahrweiler, die Stadt Sinzig und der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz darauf geeinigt, aufeinander abgestimmte Maßnahmen zur Verminderung der Überflutungsgefahr umzusetzen.
Maßnahmen zur Stärkung der Hochwasserresilienz
Der Kreis plant im Rahmen der Gewässerwiederherstellung die Ahr an dieser und weiteren Stellen der Kernstadt von aktuell rund 20 Metern auf bis zu 60 Meter zu verbreitern und damit die Abflusssituation zu verbessern. Dadurch soll ein Hundertjährliches Hochwasser (HQ100) möglichst schadlos durch die Ahr abgeführt werden können. Im Ergebnis hätte dies deutlich weniger überflutete Flächen im Stadtgebiet zur Folge. Die für die Gewässeraufweitung benötigten stadteigenen Grundstücke stellt die Stadt dem Kreis uneingeschränkt zur Verfügung. Im nächsten Schritt wird die Kreisverwaltung auf die betroffenen privaten Grundstückseigentümer zugehen und gezielt Gespräche führen.
Um die geplante Aufweitung zu ermöglichen, wird die Stadt Sinzig zudem die neuen Gegebenheiten bei den stadteigenen Planungen des Standorts des Rhein-Ahr-Stadions sowie der Ausgestaltung des Christinenstegs berücksichtigen. Dabei wird auch die Lage des südlich entlang der Ahr verlaufenden Radwegs mit in die Überlegungen einbezogen.
LBM mit im Boot
Ebenfalls eng in den Abstimmungsprozess eingebunden ist der LBM, der unter Berücksichtigung des aufgeweiteten Ahrkorridors beabsichtigt, die Ahr-Brücke Kölner Straße durch einen Neubau an selber Stelle zu ersetzen. Diese neue Brücke soll den Durchfluss einer deutlich größeren Wassermenge ermöglichen. Hierdurch wird die bisherige Engstelle beseitigt, der Rückstau verringert und im Zusammenhang mit der Aufweitung des Ahr-Korridors Überflutungen von Flächen minimiert. Die Finanzierung des Brückenneubaus aus dem Aufbauhilfefonds ist jedoch nicht möglich.
Eine gemeinsame Erklärung der beteiligten Stellen – Kreis, Stadt Sinzig und LBM – bezüglich der abgestimmten Vorgehensweise wurde ergänzend auf der Internetseite der Kreisverwaltung unter https://kreis-ahrweiler.de/land_natur_umwelt/hochwasservorsorge/gewaesserwiederherstellungskonzept/unterlagen-gewaesserwiederherstellungskonzept/ eingestellt.
„Die verschiedenen Maßnahmen greifen räumlich und zeitlich ineinander. Zudem entfalten sie ihre volle Wirkung in Bezug auf die Hochwasservorsorge nur im Zusammenspiel. So würde die Aufweitung alleine, ohne die Maßnahmen der Stadt und den Brücken-Neubau des LBM nicht seine maximale Wirkung erzielen können. Daher sind eine permanente Abstimmung und enge Kooperation der verschiedenen Akteure essentiell. Umso dankbarer sind wir der Stadt Sinzig und dem LBM, dass die Zusammenarbeit so gut funktioniert und wir Hand in Hand arbeiten“, betont Anja Toenneßen, Leiterin des Fachbereichs Aufbau und Nachhaltigkeit der Kreisverwaltung.
Weitere Informationen zur Gewässerwiederherstellung finden sich online unter https://kreis-ahrweiler.de/land_natur_umwelt/hochwasservorsorge/.
MR
Fotos: Achim Gottschalk, allgrafics.de