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„Man merkt, dass man willkommen ist.“

Hospiz-Verein zertifiziert zehn Ehrenamtliche als neue Hospizbegleitungen

Das Da-Sein ist wichtig. Auszuhalten, dass das Gegenüber stirbt oder sich vielleicht mit den gängigen Mitteln nicht mehr äußern kann. Und für die Zugehörigen des Sterbenden Ansprechpartner sein. Das und noch viel mehr haben die zehn Männer und Frauen gelernt, die der Hospiz-Verein Rhein-Ahr jetzt als Ehrenamtliche qualifiziert hat. Die Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny, die den Kursus auch leitete, sowie deren Stellvertreterin Elisabeth Sous-Braun und Koordinatorin Sabine Heller überreichten den Teilnehmenden des Qualifizierungskurses bei einer Feier die entsprechenden Zertifikate.

Warum sie sich ausgerechnet dieses Ehrenamt ausgesucht haben, das dem Tod und dem Sterben nahe bringt? „Weil es nicht bedrückt, sondern bereichert“, nennt nicht nur Gerd Vogt aus Freisheim als Grund. Der ehemalige Polizist wollte nach seiner Pensionierung „etwas Sinnvolles“ tun und hat es durch den Kursus beim Hospiz-Verein gefunden, der ihn „auch persönlich weitergebracht“ habe.

Machen statt meckern

Ich finde es wichtig, die Begleiteten und deren Familien zu unterstützen, sie zu entlasten“, sagt Sabine Harzem. Ihre verstorbene Mutter hat für sie den Ausschlag gegeben, sich auf diese Weise ehrenamtlich zu betätigen. „Die letzte Woche ihres Lebens hat uns das Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) unterstützt. Dabei habe ich gesehen, welch tolle Arbeit die leisten“, berichtet die Grafschafterin. Das habe sie bewogen, zur nächsten Info-Veranstaltung des Hospiz-Vereines Rhein-Ahr zu gehen und dann auch den Kursus zu machen.

Genau wie Sabine Harzem hat sich auch Iris Berlin entschieden, noch während der Berufstätigkeit, dieses Ehrenamt zu übernehmen. „Eine Freundin macht das schon 15 Jahre und hat mich damals schon gefragt, aber ich dachte, ich bin zu empathisch, bekomme zu schnell feuchte Augen. Mittlerweile habe ich meine Meinung geändert: „Ich denke, es gibt immer auch jemanden, der genau das braucht, wie ich bin.“ Außerdem findet sie Ahrweilerin: „Man sollte im Leben nicht nur meckern, sondern auch bereit sein, anderen etwas von sich zu geben.“ Was sie verwundert hat: Bei einem anderen Ehrenamt, das sie ausübe, fragten die Leute immer gleich nach und wollten mehr wissen. Wenn sie indes sagte, sie werde Hospizbegleiterin, sei das oft schnell abgetan worden mit Worten wie „Aha, harter Tobak“. „Dann ist das Thema beendet. Dabei können wir Tod und Sterben doch nicht wegschieben, denn wir sterben ab dem Tag unserer Geburt“, sagt Iris Berlin.

Von Kommunikation bis Selbstfürsorge

Die zehn Männer und Frauen, die jetzt zertifizierte Hospizbegleitungen sind, haben alle im Januar gemeinsam mit dem Grundkurs beim Hospiz-Verein Rhein-Ahr begonnen, und ihn mit dem darauf aufbauenden Folgekurs auch alle gemeinsam beendet. „Und das, obwohl diese Gruppe geprägt von großer Unterschiedlichkeit, was Herkunft, Berufstätigkeit, Lebenssituation angeht, aber in dieser Unterschiedlichkeit haben sie auch viel voneinander gelernt“, stellt die Kursleiterin fest. „In insgesamt 120 Stunden sind sie auf die verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet worden, inklusive 25 Stunden Hospitation im Hospiz, im Seniorenheim und im häuslichen Bereich“, erklärt Dobrowolny. Zu den Kursinhalten gehörten zudem beispielweise verbale und nonverbale Kommunikation und Gesprächsführung, ethischen Fragestellungen, die persönliche Auseinandersetzung mit Krankheit, Alter, Sterben, Tod und Trauer, das Bestattungswesen und Themen wie assistierter Suizid, Trauma, Spiritualität und Selbstfürsorge. Gastreferenten wie der Allgemeinmediziner Andreas Reuther oder die Ärztin Heide Brumhard vom SAPV-Team vermitteln Wissen zu Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung respektive den Möglichkeiten der Palliativmedizin.

Ehrenamt, das menschlich bereichert

Dass überdies Selbstfürsorge und Selbstreflexion Kursbestandteil waren , „hat uns viel über uns selbst gelehrt und menschlich gestärkt“, sagen die Teilnehmenden. „Ich habe gelernt, Dinge nicht wegzuschieben, sondern in mich hineinzuhorchen und zu fragen: Was ist das, dass da gerade diese bestimmte Emotion auslöst?“, fasst es Iris Berlin: Manche sind gespannt auf die erste eigene Begleitung, die sie nun führen. Andere haben schon eine feste Begleitung oder sogar die zweite wie Barbara Weber aus Holzweiler. Auch Gerd Vogt begleitet seit einem Monat einen Schwerkranken und stellt fest: „Allein bei den Menschen zu sein oder mit ihnen zu reden, ist ein besonderes Erlebnis, gerade weil sie in einer Situation sind, wo keiner hin will. Man merkt, dass man willkommen ist.

Pressemeldung Hospiz-Verein Rhein-Ahr
Foto: Hospiz-Verein Rhein-Ahr, Simons

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