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Belastet holländische Gülle Sinzigs Natur und Trinkwasser?

Belastet holländische Gülle Sinzigs Natur und Trinkwasser?

Als Sinziger Bürger mag man meinen, dass man die Natur und den aufbrechenden Frühling genießen kann, wenn man einen Spaziergang zur Ahrmündung macht. Der Genuss fand allerdings ein jähes Ende, als genau in dieser Region, am Donnerstag, den 21.03.2019, vormittags ein 40-Tonner mit niederländischem Nummernschild anfuhr und einem Bauern eine übelriechende, dunkelbraune Flüssigkeit anlieferte, der diese großzgig direkt auf die Wiese zwischen der Schutzzone des Sinziger Trinkwasserbrunnens und des Naturschutzgebietes Ahrmündung aufbrachte.

Auch wenn diese Wiese außerhalb, aber knapp neben der Trinkwasserschutzzone liegt, fragen wir uns, ob das für uns Menschen dann eine geringere Gefahr für unser Trinkwasser und unsere Gesundheit ist. Aufklärung brachten mehrere ausführliche Gespräche, die Ralf Urban von den Sinziger Grünen mit einem Mitarbeiter der Stadtwerke Sinzig führte: Das Sinziger Trinkwasser wird in einem großflächigen Netz von Teststellen inner- und außerhalb der Trinkwasser-Schutzzonen regelmäßig und mit modernsten Methoden überprüft. Demnach liegen die gemessenen Ergebnisse, insbesondere die der Nitratmengen, weit unterhalb der zulässigen Grenzwerte. Da die Fließrichtung des Grundwassers der des Rheins entspricht, ist eine Kontaminierung des Grundwassers sehr unwahrscheinlich, da das Gebiet, indem der flüssige Dünger aufgebracht wurde, nördlich der Trinkwasserschutzzone liegt.

Es ist bekannt, dass Nutztiere mit Antibiotika und anderen pharmazeutischen Produkten behandelt werden, deren Exkremente dann als Gülle ausgebracht werden. Diese gelangen wiederum in unsere Nahrung und bei trockener Witterung als Staub in unsere Atemluft. Auf Grund der starken Gülle-Ausbringung ist der Nitratgehalt im Grundwasser vielerorts zu hoch. Nitrat ist krebserregend und gilt als Auslöser der „Säuglings-Blausucht“ (Methämoglobinämie). Durch die erhöhten Stickstoffeinträge über die Düngung entstehen Risiken für das Klima, es bildet sich Feinstaub, Böden versauern und Gewässer kippen. Aus der Gülle dünstet unter anderem Lachgas aus, ein Gas, dass 310-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Diese Ausdünstungen bilden auch das Umweltgift Ammoniak. Ammoniak trägt zur Feinstaubbildung bei. 13 Prozent aller Todesfälle durch Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf Feinstaub aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung zurückzuführen.

Seitens der Stadtwerke bestand bisher kein begründeter Anfangsverdacht, ob das Grundwasser auf Grund der ausgebrachten Düngemittel mit Antibiotika und anderen Medikamenten kontaminiert war. Die guten und sehr niedrigen Nitratwerte waren der Indikator für den absolut belastungsfreien Zustand des Grundwassers. Der Mitarbeiter der Stadtwerke wies auch darauf hin, dass es sich bei dem Düngemittel nicht zwangsläufig um Gülle aus den Niederlanden handeln muss. Laut Aussage des Bauern handelte es sich bei der dunkelbraunen Flüssigkeit um ein Gärsubstrat, das in Biogasanlagen gewonnen wurde. Naturschützer haben allerdings den Verdacht geäußert, dass die Düngung mit Gärresten aus Biogasanlagen bedrohliche Krankheitskeime in die Umwelt bringen können. So könnten sich Kühe und Schweine aber auch Reh- und Schwarzwild sowie Hasen und Fasanen mit hochinfektiösen und auch Antibiotika resistenten Bakterien anstecken.

Die Landwirte bewirtschaften laut Aussage des Stadtwerke-Mitarbeiters im Bereich der Trinkwasserschutzzonen und südlich davon bis Bad Breisig ihre Felder sehr schonend und sorgen somit dafür, dass unser Trink- und Grundwasser sauber und unbelastet ist und bleibt. Allerdings ist uns die zwar gesetzlich erlaubte aber sehr starke Düngung des Bereichs, der zwischen dem Wasserschutzgebiet und der Ahrmündung liegt, ein Dorn im Auge.

Darüber hinaus fragen wir uns, ob die einzigartige Flora und Fauna des Ahrmündungsgebietes nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen werden kann, da es unmittelbar nördlich an die stark gedüngte Zone grenzt. Ob die Wasserbüffel, die man in naher Zukunft dort ansiedeln möchte, einer eventuellen Gülle- oder Gärsubstrat-Belastung gewachsen sind, wissen wir nicht. Auf die ablaufende Flüssigkeit, die mit dem Oberflächenwasser dann in Ahr und Rhein gespült wird und somit verunreinigen kann, möchten wir erst gar nicht näher eingehen. Wir wollen deshalb anregen, das Naturschutzgebiet Ahrmündung nach Süden auszuweiten, sodass die Gefahr einer eventuellen Kontaminierung des Grundwassers und Belastung des Naturschutzgebietes durch aufgebrachte Düngemittel endgültig abgewendet wird.

Die Sinziger Grünen wollen sich dafür einsetzen, dass auf Sinzigs Feldern und Wiesen nicht mehr Gülle oder Gärsubstrate ausgebracht werden, als in den Ställen im Stadtgebiet anfallen. Die Einfuhr von Gülle oder Gärsubstraten ins Gebiet der Stadt Sinzig darf es nach Ansicht der Grünen nicht mehr geben. Dabei machen sich die Grünen für eine biologische und nachhaltige Landwirtschaft in bäuerlichen Betrieben, ohne den Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger, Gülle-Importen und Pharmazeutika stark.

Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Sinzig
Foto: privat/Google Maps

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