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Bürgerinitiativen Ahrflut zum Dritten Jahrestag der Flutkatstrophe 2021

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Pressemitteilung der Bürgerinitiativen Ahrflut Altenburg, Heimersheim, Ehlingen-Green, Insul und Sinzig zum Dritten Jahrestag der Flutkatstrophe 2021

Am 14. Juli jährt sich zum dritten Mal die Flutkatstrophe 2021. Die Zerstörungen sind noch an vielen Stellen entlang der Ahr zu sehen, die Infrastruktur im Tal befindet sich weiterhin im Aufbau und immer noch leben viele Einwohner auf Baustellen oder stehen vor den Ruinen ihrer Existenz.
Im dritten Jahr nach der Flut sehen wir eine Vielzahl unterschiedlichster Flut Ereignisse. Über den Jahreswechsel gab es langanhaltendes Hochwasser in Niedersachsen, im Frühjahr dann Fluten im Saarland, in Sachsen, im Allgäu, am Bodensee oder jüngst in der Schweiz. All diesen Ereignissen ist eines gemeinsam, die Ursache liegt in außergewöhnlich starkem Niederschlag über einen längeren Zeitraum. Und dessen Ursache wiederrum wahrscheinlich in der globalen Erwärmung. Nach den Berichten der Meteorologen und Klimaforscher haben die weltweiten CO2 Emissionen im 2023 einen neuen Höchstwert erreicht während gleichzeitig die höchsten Durchschnittstemperaturen seit Beginn der Aufzeichnung gemessen wurden.
Auch der Kreis Ahrweiler muss sich auf häufigere Starkregenereignisse einrichten und dem Hochwasserschutz und der Starkregenvorsorge eine höhere Priorität einräumen.

Drei Jahre nach der Flut ist es zudem Zeit ein erstes Zwischenfazit zu ziehen und das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Bemerkenswert und nicht oft genug zu betonen ist die starke Hilfsbereitschaft nach der Flut und die Bereitstellung von über 13 Milliarden Euro an Mitteln für den Wiederaufbau. Hier liegt aber auch eines der Probleme. Zu oft wurde Wiederaufbau betrieben. Aus der Not heraus wurde an Stellen wiederaufgebaut, die erneut im Flutgebiet liegen. Die Gründe sind sicherlich vielfältig, mit den Rahmenbedingungen des Wiederaufbaufonds, fehlenden alternativen Bauplätzen und einer starken emotionalen Bindung an den alten Standort können hier nur einige genannt werden. Dennoch ist dies wahrscheinlich der größte Fehler der bisher im Wiederaufbau passierte. Es ist Zeit dies nun aufzuarbeiten. Entweder sollte dazu ein Begleitprojekt vergleichbar dem Projekt KAHR oder eine zweite Enquetekommission ins Leben gerufen werden. Es bedarf einer transparenten öffentlichen Diskussion im Sinne Lessons Learned um für weitere Starkregenereignisse bundesweit besser gewappnet zu sein.
Positiv aus unserer Sicht können einige der Konzepte und Pläne für den Wiederaufbau der Infrastruktur bewertet werden. Das neue Brückenkonzept, die Elektrifizierung und Wiederherstellung der Ahrtalbahn, der Neubau der Kläranlagen und die schnelle Wiederherstellung der notwendigen Infrastruktur sind positive Beispiel dafür, dass es teilweise gelingt einen reinen Wiederaufbau zu vermeiden und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln.

Zwiespältiger zu beurteilen ist der Stand der Starkregenvorsorge und des Hochwasserschutzes.

Die Identifikation von 19 möglichen Regenrückhaltebecken, die das in 2021 erlebte Volumen an Starkregen zurückhalten könnten, ist sicherlich positiv zu bewerten. Dies bestätigt nicht unwesentliche die Konzepte, die bereits 1923, nach dem starken Hochwasser von 1910, entwickelt, jedoch nicht umgesetzt wurden. Die aktuelle Analyse kommt erneut zu dem damaligen Ergebnis, dass ein erhebliches Potential für den Regenrückhalt vorhanden ist. Nach der Flut 2021 waren viele der Meinung, dass es gegen die erlebten Wassermengen keine Schutzmöglichkeit gibt. Das Ergebnis sollte uns darin bestärken keine Hindernisse oder vermeintlichen Unmöglichkeiten als unüberwindlich zu akzeptieren. Getrübt wird die Aussicht auf diese Potentiale durch den von Fachleuten und Verwaltung als realistisch angesehenen Realisierungszeitraum von rund 40 Jahren. Dies ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Hier müssen Bürger, Kommunen, Kreis, Land und Bund an einem Strang ziehen um Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Entscheidend ist dabei nicht, ob alle 19 Regenrückhaltebecken in einem kurzen Zeitraum vollständig realisiert werden. Es muss uns jedoch gelingen einen signifikanten Teil des Potenzials in einem deutlich kürzeren Zeitraum zu heben.
Die aufgezeigten Potenziale des Wasserrückhalts an den Zuläufen der mittleren und oberen Ahr dürfen jedoch nicht dazu führen, die übrigen Maßnahmen zu vernachlässigen und den Hochwasserschutz und die Starkregenvorsorge auf diese Rückhaltebecken zu delegieren.

Nach der Flut war eine Erkenntnis, dass die Ahr mehr Raum benötigt. Dies bleibt weiterhin eine entscheidende Maßnahme. Eine durchgängige Verbreiterung der Ahr entlang des Verlaufs ist eine Grundvoraussetzung zum Schutz von Bürgern und Infrastruktur. Die bisher vorliegenden Planungen der Gewässerwiederherstellung werden dem nicht gerecht.
Das Potenzial zu einer gegliederten Verbreiterung des Flussbetts ist in den verschiedenen Abschnitten sicherlich sehr unterschiedlich. Deshalb bedarf es lokal weiterer technischer Hochwasserschutzmaßnahmen, um die bewohnten Gebiete zu schützen. Dabei ist das zu erreichende Schutzziel ganz wesentlich. Land und Kreis haben sich auf eine Wassermenge von rund 500 Kubikmeter je Sekunde, das sogenannte HQ100, also ein in hundert Jahren statistisch einmal vorkommendes Ereignis festgelegt. Das Problematische an diesem Wert ist die Orientierung an der Vergangenheit. An der Ahr und an anderen Flüssen hat sich dieser Wert nach jedem Hochwasserereignis zum Teil deutlich erhöht. Im Ahrtal hat er sich nach 2021 in etwa verdoppelt. Deshalb darf der HQ100 nur als Orientierungswert herangezogen werden.
Erforderlich ist eine Orientierung des Schutzzieles an den Wassermengen von 2021. In Kombination der Potentiale der Regenrückhaltebecken an den Zuläufen, des Brückenkonzeptes, einer konsequenten Verbreiterung der Ahr und lokaler technischer Hochwasserschutzmaßnahmen kann dies erreicht werden.
Der Kreis ist hier in der gesetzlichen Verantwortung. Planungen für eine konsequente Ahrverbreiterung und darauf basierenden technischen Hochwasserschutzmaßnahmen müssen parallel mit der Realisierung der Regenrückhaltebecken mit hoher Priorität verfolgt werden.
Gescheitert ist der Versuch den vielfältigen Herausforderungen im Rahmen der bestehenden Verwaltungsstrukturen gerecht zu werden. Dies ist kein Vorwurf an die handelnden Personen die sicherlich mit viel Engagement und Leidenschaft an der Bewältigung der Flut und einer zukunftssicheren Gestaltung des Kreises Ahrweiler arbeiten.
Ein Zweckverband ist dringend erforderlich. Dabei gilt es jedoch einige Risiken zu vermeiden. Der Aufgabenbereich muss sinnvoll gewählt werden. Nur bei einer ausreichenden Fokussierung auf die großen Herausforderungen können wir Geschwindigkeit aufnehmen. Die Besetzung muss durch qualifiziertes Personal erfolgen. Schon einmal wurde versucht im Ahrtal verdienten Politikern Positionen zu verschaffen. Zudem müssen Kreis und Kommunen in der Verpflichtung bleiben unterstützend mitzuarbeiten.
Drei Jahre nach der Flut gibt es viel Enttäuschung aber auch positive Ansätze. Die materiellen und psychischen Folgen lasten weiterhin schwer auf den Betroffenen. Mit den aufgezeigten Maßnahmen und Konzepten erscheint es jedoch möglich, erstmalig in der Geschichte des Ahrtals eine Wiederholung der katastrophalen Folgen bei der nächsten Flut zu verhindern. Dies gemeinsam zu erreichen sollte das Ziel aller Beteiligten sein. Dabei dürfen wir als Bewohner des Ahrtals den in Deutschland üblichen Zeitraum bis zu einer Realisierung nicht akzeptieren.
Wenn wir 30 Jahre benötigen ist die Wahrscheinlichkeit bei dem sich ändernden Klima hoch, dass sich die nächste Flut während des Aufbaus der Schutzmaßnahmen ereignet. Deshalb ist die dringendste Aufgabe für Land und Kreis aufzuzeigen, welche Ressourcen für eine Beschleunigung erforderlich sind, und was sich im Ablauf ändern muss um dies zu erreichen.  
Die Bürgerinitiativen Heimersheim, Ehlingen/Green, Altenburg, Insul und Sinzig-Bad Bodendorf werden auch weiterhin aktiv konkrete Vorschläge für den Hochwasserschutz einbringen und weiter als Bindeglied zwischen Verwaltung/Politik und Bürgern fungieren, deren Anregungen und Ideen wir gerne aufnehmen. Falls Sie Kontakt zu uns aufnehmen wollen oder Informationen über unsere Initiativen suchen, finden Sie dies unter www.hochwasserschutz-ahrtal.de.

Pressemeldung der Bürgerinitiativen Ahrflut Altenburg, Heimersheim, Ehlingen-Green, Insul und Sinzig
Grafik: Archiv Gottschalk

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