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Denkmalverein Sinzig auf geologischer Erkundungstour

Tuff aus Weibern und andere vulkanische Einblicke

Denkmalverein Sinzig auf geologischer Erkundungstour am Wehrer Kessel und der Gleitfalte am Dachsbusch

Sinzig. Wie die Erdgeschichte die Landschaft gestaltet hat und sich das bis heute in unserem Alltag wiederfindet, wollte der Förderverein Denkmalpflege und Heimatmuseum Sinzig bei seiner jüngsten Exkursion erfahren – das ideale Thema für eine Erkundungsfahrt in nahe Eifelregionen. Ziel war Weibern und Umgebung, und in Weibern am so genannten Tuffsteinfenster erwartete Vulkanparkführer Peter Krebs auch die Gruppe.

Der Tuffstein steht für Weibern, wird dort heute noch abgebaut und versandt, um Bauwerke auszuschmücken. Tuff ist ein weicher Stein, entstanden aus herabgerieselter Asche nach Vulkanausbrüchen rund um Rieden. Geschehen ist das vor 450.000 Jahren über einen Zeitraum von 50.000 Jahren. Insbesondere nasser Tuff lässt sich leicht verarbeiten – Krebs: „Man kann ihn schnitzen“ – und für Fassadenelemente verwenden, oft zur Ergänzung historischer Bauelemente, zum Beispiel am Kölner Dom. Maßwerkfenster, Tür- und Fenstergesimse, Wandschmuck und auch einfache Mauern entstehen aus Tuff, alles demonstriert in dem wie ein Pavillon angelegten Tuffsteinfester. Tuff ist auch Grundlage für einen speziellen, Wasser abweisenden Mörtel und wurde erst vom Zement abgelöst. Schon die Römer verwendeten Tuff – ein anderes Wort dafür ist Trass – zum Abdichten ihrer Wasserleitungen.

Vom Tuffsteinfenster ging es in den Steinbruch, wo die Gruppe einen Eindruck erhielt von den Ausmaßen sowohl der Abbauhänge wie auch der heute mit modernen Methoden gewonnenen, bis zu vier Tonnen schweren Quadern. Kaum ein Dutzend Menschen arbeitet heute im Steinbruch. Vor dem Ausbau der Brohltalbahn im Jahre 1902 bis Kempenich waren es im Umfeld von Weibern 1100, vom Steinhauer bis zum Bauern, der Pferde für die vielen Fuhrwerke stellte.

Einen ganz großen Schritt zurück in der Zeitrechnung machte die Gruppe dann mit der Besichtigung des Wehrer Kessels. Hierbei handelt es sich um ein vulkanisches Einbruchsbecken (Caldera), verursacht vor rund 150.000 Jahren durch den Gasausbruch eines Vulkans. Der dabei entstandene Schlammstrom ergoss sich bis Niederzissen und ist dort heute noch leicht ausfindig zu machen: Hier wurde im Zweiten Weltkrieg ein Schutzbunker gegraben, der heute zu den geologischen Attraktionen des Brohltals gehört.

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Die eiszeitliche Gleitfalte am Dachsbusch bei Wehr

Höhepunkt der Exkursion bildete die eiszeitliche Gleitfalte am Dachsbusch, eine Rutschfalte aus der vorletzten Eiszeit vor rund 150.000 Jahren. Langsames Auftauen und Abrutschen vulkanischer Auswurfmassen haben den heutigen Zustand verursacht. Wissenschaftler können an dieser Stelle über Isotherme Daten über frühere Klimabedingungen gewinnen. Über dem vulkanischen Material hat sich eine Vegetationszone gebildet, die die hier erschlossenen Falte sehr gut darstellt. Gleich daneben entwickelt ein stillgelegter Steinbruch seine heilsame Wirkung für die Natur, das nun unberührte Gelände bietet reichlich Platz für seltene Fauna und Flora.

Viele landschaftliche Eindrücke und erdgeschichtliche Zusammenhänge und dazu viele Fragen aus der sehr interessierten Gruppe –Vulkanparkführer Peter Krebs erläuterte alle Informationen und Zusammenhänge und beantwortete alle Fragen ausführlich und kurzweilig , dafür dankte ihm der stellvertretende Vorsitzende Matthias Röcke zum Schluss des

Spuren vulkanischer Fließbewegungen in der Landschaft bei Wehr
Spuren vulkanischer Fließbewegungen in der Landschaft bei Wehr

hochinteressanten Rundgangs unter dem Beifall der Teilnehmenden.

Foto Titel: Die Gruppe des Denkmalvereins Sinzig mit Vulkanparkführer Peter Krebs (links)

Die Natur erobert sich einen früheren Steinbruch zurück – hier neben der Gleitfalte
Die Natur erobert sich einen früheren Steinbruch zurück – hier neben der Gleitfalte

am Weiberner Tuffsteinfenster.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text und Fotos: Matthias Röcke

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