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EXKLUSIV: Neue Pläne für Alte Druckerei in Sinzig

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Nova plant geförderten Wohnungsbau

Kölner Unternehmen hat neue Bauanträge gestellt – Bauausschuss wird am 6. November informiert – Baugenehmigung wird kurzfristig erwartet –
Multifunktionsraum im Erdgeschoss

Sinzig. Die Zeichen für die Alte Druckerei stehen endgültig auf Neubeginn. Deren Eigentümerin, die Nova Investment GmbH aus Köln, hat jetzt einen neuen Bauantrag eingereicht – genau genommen sind es sogar zwei. Und diese neuen Pläne haben große Chancen auf eine Realisierung. Sie entsprechen nämlich den geltenden Festsetzungen im Bebauungsplan für das Gelände im Herzen von Sinzig. Demnach sind die Pläne bereits vor Wochen zuständigkeitshalber an die Kreisverwaltung Ahrweiler weitergeleitet worden. Sie werden nunmehr zur Kenntnisnahme am 6. November auch im Sinziger Bauausschuss vorgestellt. Die Nova Investment rechnet noch sehr kurzfristig mit der Baugenehmigung, wie deren Projektentwickler und Prokurist Sven Udelhoven dem Rhein-Ahr Anzeiger sagte.

Der Gebäudekomplex

Seit vielen Jahren wartet der Komplex in zentraler Citylage auf ein realisierbares Konzept für die Zukunft. Erste Pläne des Investors für eine Bebauung stießen vor Jahren wegen ihrer Dimension nicht auf Gegenliebe im Stadtrat und bei der Bevölkerung. Zum anderen gab es immer wieder vergebliche Initiativen, den Abriss des Walterscheid-Gebäudes in der Mühlenbachstraße 40 zu verhindern und das stadtbildprägende Haus unter Denkmalschutz zu stellen. Die untere Denkmalschutzbehörde bei der Kreisverwaltung Ahrweiler lehnte das Ansinnen jedoch ab. Währenddessen entwickelte sich die Alte Druckerei mehr und mehr zu einem kulturellen Hotspot in der City. Bemerkenswerte, überregional anerkannte Kunstausstellungen, Konzerte, Märkte und andere Veranstaltungen füllten die leerstehenden Industriehallen in dieser Zwischenzeit mit neuem Leben – auch dank der Unterstützung durch die Eigentümerin Dr. Manjieh Pischnamazzadeh, eine ausgewiesene Kunstliebhaberin.

Haus Walterscheid unter Denkmalschutz

Doch Ende 2022 standen die Zeichen endgültig auf Wandel. Zu diesem Zeitpunkt schloss auch die traditionsreiche Buchhandlung Walterscheid ihre Türen. Damit schien absehbar, dass bald etwas mit dem Geländekomplex passieren würde. Dann jedoch kam die faustdicke Überraschung: Im Mai 2024 wurde bekannt, dass das  Walterscheid-Haus entgegen der ursprünglichen Einschätzung der Kreisverwaltung nun doch unter Denkmalschutz gestellt wurde. Hintergrund war ein Besuch von Experten der Landesdenkmalpflege, die vom Sinziger Denkmalschutzverein mit neuen Informationen versorgt und um eine Neubewertung gebeten worden war. Mit Erfolg: Das Gebäude wurde in die Liste der schützenswerten Denkmäler des Kreises Ahrweiler aufgenommen. Dem Investor stellte sich mit dieser überraschenden Wende die Aufgabe, rund um dieses Gebäude neue, wirtschaftlich tragbare Pläne zu entwickeln – und dies ist ihm offenbar bemerkenswert rasch gelungen.

Bezahlbare barrierefreie Wohnungen

Die Nova Investment hat sich bei ihren neuen Plänen an die geltenden Festsetzungen des Bebauungsplans gehalten. Aus Zeitgründen, wie Udelhoven erklärt. Man will durch eine möglicherweise langwierige Änderung des Bebauungsplans keine weitere Zeit verlieren. So rechnet das Unternehmen nunmehr damit, dass die Baugenehmigungen sehr kurzfristig vorliegen werden – eine für ein Wohnprojekt an der Barbarossastraße, eine weitere für den Komplex der Alten Druckerei mit ihren Nachbarhäusern Mühlenbachstraße 36 und 38. Entstehen sollen barrierefreie, bezahlbare Wohnungen. Dazu ist die Nova Investment in Kontakt mit der rheinland-pfälzischen Investitions- und Strukturbank ISB.
Ähnliche Projekte werden laut Udelhoven auf dem Gelände des ehemaligen Hotels „Goldener Anker“ in Bad Neuenahr (99 geförderte Wohnungen) sowie in Rheinnähe in Remagen (48 Wohnungen) entstehen, auch hier hofft Sven Udelhoven, innerstädtisch bezahlbaren Wohnraum baldmöglichst anbieten zu können. Die Objekte werden nach KfW40 erbaut und verfügen über eigene Photovoltaikanlagen. In Sinzig sollen es insgesamt 57 Wohnungen werden. Außerdem ist vorgesehen, im Erdgeschoss des neuen Komplexes an der Mühlenbachstraße neben kleineren Ladenlokalen auch einen 700 bis 800 Quadratmeter großen Veranstaltungsbereich einzurichten. Dieser Multifunktionsraum kann auch öffentlich genutzt werden – für Business-Events, Hochzeiten und andere Veranstaltungen, oder eben für die so gut besuchten Kunstaustellungen, was die Bürger sehr freuen dürfte.

Das denkmalgeschützte Gebäude ist dagegen nicht in die aktuellen Pläne integriert. Es wird baulich gesichert, der Neubau wird dann quasi drumherum errichtet. „Es sind entkoppelte Projekte“, erklärte Udelhoven. Das Walterscheid-Gebäude werde einzeln betrachtet und genutzt. Ob die Nova Investment das Haus Nr. 40 selbst saniert oder weiterverkauft, ist ebenfalls noch eine offene Frage.

Besondere Rolle in der Stadtentwicklung

Das Gelände der Alten Druckerei gilt als wichtiger Impulsgeber für die positive Entwicklung der Sinziger Innenstadt, die wie viele andere kleinere Kommunen mit erheblichen Problemen zu kämpfen hat. Das Kölner Büro CIMA hatte im September 2018 unter Beteiligung der Bürgerschaft in sogenannten Planungswerkstätten mit der Arbeit am Stadtentwicklungskonzept ISEK begonnen. Das Ergebnis wurde ein Jahr später vorgestellt. Dabei wurde dem ehemaligen Krupp-Gelände eine besondere Rolle für die Zukunft der Innenstadt zugewiesen. So wurde unter anderem die Entwicklung des Geländes als Kultur- und Bildungszentrum mit ergänzenden Nutzungen wie Gastronomie oder eine Tourismusinfo im Walterscheid-Haus empfohlen. Außerdem sollte die Option einer „kleinen“ Version einer Stadthalle sowie der Umzug der Stadtbibliothek geprüft werden.

Nutzung von Räumlichkeiten durch die Stadt ist derzeit nicht vorgesehen

Die Verwaltung machte allerdings gegenüber dem Rhein-Ahr Anzeiger bereits klar: „Eine Nutzung von Räumlichkeiten durch die Stadt ist derzeit nicht vorgesehen.“ Sprich: Mieter von Flächen will die Stadt nach bisherigem Stand nicht werden. Auch die Frage, inwiefern dem Investor bei seinem millionenschweren Projekt mit Fördermitteln aus dem ISEK-Programm geholfen werden kann, ist noch offen. „Im Zuge des ISEK und der derzeit in Ausarbeitung befindlichen Modernisierungsrichtlinie sowie des Gestaltungsleitfadens wird es Vorgaben hinsichtlich neu zu errichtender oder zu sanierender Gebäude geben. Nach Beratung und Beschlussfassung hierüber in den Gremien – was verwaltungsseitig noch in diesem Jahr vorgesehen ist – besteht die Möglichkeit der Beantragung von Fördermitteln„, hieß es jüngst in der Antwort an den Rhein-Ahr Anzeiger etwas sperrig. Mittlerweile stehen die ISEK-Förderdetails auf der Tagesordnung der Gremien.

Nova Investment ist bereit für weitere Gespräche mit der Stadt

Bei der Nova Investment ist man bereit für weitere Gespräche mit der Stadt, sobald die Baugenehmigungen da sind. Eine Tourist-Info im Walterscheid-Haus? „Wir sind dafür sehr offen“, sagte Udelhoven und ergänzt, dass er selbst sich dafür einsetze, die bestmögliche Nutzung für die Stadt, Gemeinde und die Bürger zu verwirklichen, in dem nicht nur nachhaltig und energieeffizient gebaut werde. „Hauptaugenmerk wird auf den allgemeinen Bedarf gesetzt, und alle Wohnungen werden barrierefrei erstellt„, erklärte Udelhoven im Gespräch mit dem Rhein-Ahr Anzeiger. „Sollte auch hier wie in Bad Neuenahr die ISB eine Zusage erteilen für geförderten Wohnbau, dürfen sich die zukünftigen Bewohner über sehr geringe Mieten über 30 Jahre freuen.

Manfred Ruch

Weitere Informationen im Tagesordnungspunkt 1 der Bauausschusssitzung unter: https://sinzig.gremien.info/meeting.php?id=2024-BAU-59

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