Bisher auf zwei verschiedene Verwaltungen aufgeteilter Ort wächst zusammen
Marienthal / VG Altenahr. Die Flutkatastrophe der Ahr vom 14. Juli 2021 ist unstrittiger Weise ein historisches Ereignis. Das bildliche Wegspülen einer historischen Grenze eines bisher auf zwei Verwaltungen aufgeteilten Ortes sowie der daraus entstandene Wunsch der Bevölkerung zu einem Zusammenschluss ist ein weiterer Eintrag für die Geschichtsbücher.
„Durch die Ereignisse vom 14. auf den 15 Juli 2021 wurde das Ahrtal und so auch der Ortsteil Marienthal von der Flutkatastrophe sehr stark getroffen und forderte neben dem hohen materiellen Schaden auch Menschenleben. Von 37 Häusern wurden 34 bis in den ersten Stock und darüber hinaus geflutet. In der daraufhin beginnenden Phase von Menschensuche und Häuserräumung stellte sich bereits heraus, dass in Marienthal verschiedene Zuständigkeiten zu Missverständnissen und Fehlzuständigkeiten führten. Alleine die eingesetzten Kräfte von Feuerwehr, DRK, THW, Polizei und sonstigen Hilfsorganisationen waren mit der Doppelzuständigkeit überfordert“, so leitet der erste Absatz der Präambel der freiwilligen Vereinbarung über die Gebietsänderung die Darstellung der Hintergründe dieses Vorgangs ein.
Die Marienthaler selbst formulierten bereits während der Akutphase der Flutbewältigung die Forderung einer Zusammenlegung. Bereits im Alltag vor der Flut war die Teilung Marienthals für die Bevölkerung nicht selten mit Unwägbarkeiten behaftet: Durch die unterschiedlichen Gebietsformen – auf der einen Seite die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, auf der anderen Seite die Ortsgemeinde Dernau der Verbandsgemeinde Altenahr und den sich daraus ergebenden unterschiedlichen Zuständigkeiten zwischen Stadt, Ortsgemeinde und Verbandsgemeinde – kam es bereits früher zu Unstimmigkeiten.
Die Ver- und Entsorgung der beiden Ortsteile ist bisher unterschiedlich geregelt. Post und Lieferdienste hatten immer wieder durch die Teilung bedingt falsche Adressangaben zu klären. Dieses Problem erreichte in der Katastrophenhilfe seine Höhepunkte bei der Navigationsführung der aus dem gesamten Bundesgebiet zur Hilfe geeilten Einsatzkräfte. Vereinzelt wurden Rettungsteams zu falschen Einsatzstellen navigiert.
Aus kommunalpolitischer Sicht ist aufgrund der geringen Einwohnerzahl eine Teilung des Ortes ohnehin schwer vertretbar. Von insgesamt 83 in Marienthal gemeldeten Einwohnenden leben 33 auf Seite der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Durch den nun mit der Unterzeichnung der Vereinbarung auf den Weg gebrachten Zusammenschluss werden diese Missstände beseitigt. Durch die noch zu veranlassende Vereinheitlichung der Postleitzahl werden Straßennamen und Hausnummern auf mögliche Dopplungen kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert. Entscheidungen und Finanzierungen, die beide Ortsteile betreffen, erfolgen nach dem Zusammenschluss nun aus einer Hand.
Das seit jeher vorhandene Gemeinschaftsgefühl der Marienthaler Bevölkerung wird durch den Zusammenschluss weiter gestärkt. Das eindeutige Ergebnis einer Anliegerbefragung bestätigt das: Von den Befragten sprachen sich 77 Personen (91 %) für die Gebietsänderung aus.
Wie umfangreich diese mit der Unterzeichnung der Vereinbarung auf den Weg gebrachte Gebietsänderung aus Sicht der Kommunalverwaltungen ist, zeigt die Zahl der Personen, die diese Vereinbarung unterschreiben: Neben Bad Neuenahr-Ahrweilers Bürgermeister Guido Orthen, Bürgermeister Dominik Gieler für die Verbandsgemeinde Altenahr und Ortsbürgermeister Alfred Sebastian unterschreiben auch die Werkleiter der Wasser- und Abwasserwerke Dirk Weber für Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie Peter Dismon für den Bereich Abwasser und Theo Waerder vom Zweckverband Wasserversorgung EifelAhr, der auch für die Verbandsgemeinde Altenahr zuständig ist, die Vereinbarung. Danach wird die siebenseitige Vereinbarung von übergeordneten Behörden geprüft. Da diese bereits den gesamten Vorgang begleiten, dürfte dem Vollzug des Zusammenschlusses zum 01. Januar 2024 nichts mehr im Wege stehen.
Ein Blick in das Geschichtsbuch der Verbandsgemeinde Altenahr offenbart übrigens, dass ein ähnlicher Vorgang bereits vor 50 Jahren vollzogen wurde: 1973 traf die Ortsgemeinde Kalenborn die Entscheidung, ihre Eigenständigkeit zu behalten, sich von der zum März 1974 zu gründenden Gemeinde Grafschaft zu lösen und sich der vier Jahre zuvor gebildeten jungen Verbandsgemeinde Altenahr anzuschließen. Somit vergrößert sich nun zum 50. Jubiläumsjahr die Verbandsgemeinde Altenahr erneut.
Pressemeldung Verbandsgemeinde Altenahr
Foto: Thorsten Trütgen