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Geheimnisvolle Zeichen am Wege

Karl-Friedrich Amendt sprach im Sinziger Schloss über die Botschaften rheinischer Wegkreuze
SINZIG. Jedes Wegkreuz hat seine eigene Geschichte. Doch wer kennt die Zusammenhänge, versteht die Botschaft? Karl-Friedrich Amendt, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig, stieß durch seine Familienforschung auf das Thema und schrieb 2010 über „Rheinische Wegkreuze – geheimnisvolle Zeugen mittelalterlichen Denkens“. Seither bringt er seine Erkenntnisse mit Beispielen aus der Region in vielen Vorträgen einem interessierten Publikum zu Gehör, so auch beim „Turmgespräch im Schloss“.
Nicht die Kirche, sondern Privatpersonen errichteten unter erheblichen Kostenaufwand die Kleindenkmale. Je nach Gegend tragen sie verwirrend unterschiedliche Bezeichnungen, und vielfältig sind ihre Stiftungsanlässe. Als Vorbilder der oft Jahrhunderte alten Wegkreuze kommen die Grab- und Votivsteine der Römer in Frage, welche sich direkt an den Zufahrtsstraßen zu den Kastellen befanden. Doch sind die Wegkreuze nicht mit den Grabkreuzen der Friedhöfe zu verwechseln, da sie andere Funktionen haben. Aus Sorge um plötzlich, also ohne Sakramente Verstorbene entstanden Gedenkkreuze. Sie mahnten die Gläubigen, für die arme Seele im Fegefeuer zu beten. Bis heute danken Menschen mit Votivkreuzen Gott oder den Heiligen für empfangene Hilfe aus großer Not. Nennen die Gedenkkreuze die Namen der Toten, führen Votivkreuze die Namen ihrer Stifter auf.
So genannte Franzosen-, Schweden- und Russenkreuze gedenken der Opfer, die durch Soldaten ums Leben kamen. Auch gibt es Kreuze, die Orientierung und Ansporn an Pilgerwegen geben. Die drei Amendt-Kreuze in Königswinter, Rüngsdorf und Schweinheim übernehmen zusätzlich diese Aufgabe, markieren sie doch die Route einer Pestprozession. Wegkreuze finden manchmal eine Zweitverwendung als Friedhofskreuz, andere erinnern an aufgegebene Begräbnisstätten oder Kirchen, wie die Andachtskapelle mit Kreuzigungsgruppe von 1536 am Alten Markt in Bad Neuenahr. Ein gelbes Stationshäuschen aus Ahrweiler gehört dagegen zur Gruppe der Kreuzwege, die auf den Leidensweg Jesu hinweisen. Die Religion gab vor, was richtig und gerecht war. Daher bezeichneten Gerichtskreuze Orte, wo Gericht gehalten wurde und sollten Marktkreuze „die Händler daran erinnern, mit den geltenden Maßen zu messen“. Das war in Sinzig die Sinziger Elle, eingelassen in der Kirchenwand und dort bis heute zu sehen.
Einem Rechtsakt entspringen Sühnekreuze zur Vergeltung für unbeabsichtigt Getötete. Amendt führte das Erpeler „Glockenkreuz“ an. Es soll auf einen Glockenmeister zurückgehen, der seinen Gesellen aus Wut erschlug, weil dieser einen Glockenguss selbständig ausgeführt hatte. Alle diese Wegkreuze haben einen religiösen Hintergrund. Doch wirkt nach Amendt etwa in Pestkreuzen sowie in Flur-, Hagel-, Blitz- und Wetterkreuzen oder bei Kreuzen vor Dörfern und Städten das magische Denken aus vorchristlicher Zeit nach. Der Akzent liege auf der Schadensabwehr. Die ausgebreiteten Kreuzesarme sollten das durch Geister und Dämonen hervorgerufene Übel bannen.
Matthias Röcke vom Vorstand des Denkmalvereins dankte dem Referenten für seine spannenden und interessanten Ausführungen zu einem Thema, das dieser schon seit 2007 intensiv bearbeitet und das er seitdem mit immer neuen Beiträgen bereichert. Auch künftig, denn Teil zwei des Vortrags – Symbole und Inschriften – gibt es an 6. November, 18 Uhr im Wappensaal des Rathauses in Niederzissen zu erleben.
Der Denkmalverein lädt zu seiner nächsten Veranstaltung am Samstag, 6. Dezember ein, auf dem Programm steht eine Besichtigung der historischen Werkstatt der Brohltalbahn und ihrer frisch restaurierten  Dampflok.

BILDZEILE
Den Dank für einen spannenden Vortrag sowie das bei Turmgesprächen des Denkmalvereins übliche Weinpräsent überreicht Vorstandsmitglied Matthias Röcke an Karl-Friedrich Amendt (links). Foto: Denkmalverein

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