Flut hat Fahrplan für Maßnahmen durcheinander gewirbelt
ISEK soll jetzt endlich Fahrt aufnehmen
Sinzig. Die Flutkatastrophe im Juli 2021 und fehlendes Personal im Rathaus haben die Pläne für die Sinziger Stadtentwicklung gehörig durcheinander gewirbelt. Doch jetzt soll das Integrierte Stadtentwicklungskonzept ISEK “zeitnah” Fahrt aufnehmen. Das kündigte die Verwaltung auf Anfrage des Rhein-Ahr Anzeigers an. Erste wichtige Abstimmungen mit dem Land als Fördergeber und “vorbereitende Maßnahmen” seien bereits erfolgt, hieß es zum Stand der Dinge.
Der Stadtrat hatte am 16. Dezember 2021 das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) abgesegnet, mit dessen Hilfe die Sinziger Innenstadt bis 2035 entscheidend aufgewertet werden soll. Seitdem war es um das ISEK scheinbar ruhig geworden. Wiederaufbauprojekte seien vorgezogen worden, wie die Stadt jetzt mitteilte.
Was hinter den Kulissen läuft
Doch hinter den Kulissen passiert durchaus etwas. So befänden sich aktuell folgende Projekte in der Planung: der Erlass einer Modernisierungsrichtlinie, der Erlass der Gestaltungssatzung, die Planung und Neugestaltung der Bachovenstraße, ein Freiraumplanerischer Wettbewerb zur Neugestaltung des Markplatzes, die gestalterische und funktionale Aufwertung des Lunaparks sowie der Erlass eines Nutzungskonzeptes für das Sinziger Schloss. Wann genau es mit welchen Projekten losgehen soll, blieb allerdings noch offen. Eine Zeitschiene für die einzelnen Maßnahmen nannte die Stadt nicht. “Die Projekte werden zu gegebener Zeit in den entsprechenden Gremien beraten“, hieß es noch reichlich unkonkret. Die Sinziger müssen sich also noch gedulden.
Auch die Förderung von privaten Vorhaben im Geltungsbereich des ISEK ist derzeit noch nicht möglich, erklärte die Stadt. “Die private Förderung setzt den Erlass einer Modernisierungsrichtlinie voraus“, hieß es. Und weiter im Amtsdeutsch: “Hierzu sind im Vorfeld bei einer Begehung die sanierungsbedürftigen Objekte in einer Liste zusammenzustellen und der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung vorzulegen. Der Stadtrat beschließt dann über die Modernisierungsrichtlinie.” Erst dann erhalten betroffene Privateigentümer im Sanierungsgebiet die Möglichkeit, ihr Vorhaben der Stadt vorzustellen, sich beraten zu lassen und die Durchführung in einem Vertrag zu regeln. Nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme müssen die Eigentümer dann die förderfähigen Kosten nachweisen, die Stadt beantragt dann die Fördermittel beim Land. Wann das so weit sein wird, ließ die Verwaltung offen.
Alte Druckerei und freie Achse zur Ahr
Und wie steht es um die großen Linien, die das ISEK bei seiner Vorstellung gezeichnet hat? Die Alte Druckerei in der Mühlenbachstraße als Ankerpunkt für die gesamte Innenstadt sowie eine “qualitätvoll gestaltete Freiraumachse bis zur Ahr” von der Druckerei über die Jahnwiese bis hin zum sogenannten Rick-Gelände waren seinerzeit Kernpunkte des Konzepts für die Entwicklung der Innenstadt. Jetzt allerdings steht das Haus Walterscheid unter Denkmalschutz. Wie es dort weitergeht, ist offen. Auf der Jahnwiese könnte zudem das neue Feuerwehrgerätehaus entstehen, wenn der Stadtrat dies beschließt. Das Rick-Gelände war überdies massiv von der Ahrflut betroffen. Auf einem Teilbereich des Geländes soll jetzt eine temporäre Mensa für das Sinziger Schulzentrum errichtet werden. Mit den privaten Eigentümern sei man in einem “konstruktiven Dialog”, hieß es aus dem Rathaus.
Welche Auswirkungen eine Unterschutzstellung des Hauses Walterscheid für den Stadtumbau hat, das lässt sich laut Stadt noch nicht abschätzen. “Da sich das Gelände der Alten Druckerei zwar im Bereich des ISEK, jedoch – wie viele andere Flächen in diesem Bereich – in Privatbesitz befindet, kann die Stadt Sinzig hier keinen konkreten Maßnahmen planen“, ließ die Verwaltung wissen.
Die Stadtverwaltung Sinzig zeigte sich aber “trotz der Tatsache, dass einige Ideen des ISEK durch zwischenzeitliche Änderungen nicht oder nur anders als geplant verwirklicht werden können, davon überzeugt, mit Hilfe des ISEK wichtige Impulse für die Entwicklung in der Sinziger Innenstadt setzen zu können“. Bezüglich des Standortes des Feuerwehrgerätehauses hofft die Stadt Sinzig darauf, dass hier in den zuständigen Gremien bald möglichst eine Entscheidung fällt. Am 28. September steht das Thema auf der Tagesordnung des Stadtrats.
Für 2024 ist eine offene Bühne geplant
Als ein Markenzeichen für Sinzig hatte das ISEK außerdem vorgeschlagen, Sinzig als “Musikstadt” zu etablieren. Dazu teilt die Stad mit: “Mithilfe einer Förderung durch das Programm Innenstadt-Impulse konnten bereits erste Angebote in die Planung gehen.” Für das Jahr 2024 sei eine offene Bühne geplant. Außerdem würden derzeit weitere Audio-Guides mit entsprechendem Schwerpunkt realisiert, und die Planungen für die „Musik-Route Sinzig“ nähmen konkrete Formen an. Die Veranstaltung „Kultur im Sinziger Schloss“ sei mit dem Eröffnungskonzert im September 2023 wieder angelaufen, die Reihe soll neben Musik künftig auch andere kulturelle Veranstaltungen enthalten. Ein Nutzungskonzept für die “gute Stube” Sinzigs sei in Planung.
MR/AG
Foto: Archivbilder