Jugend im Wahlkampf ignoriert – Ein Armutszeugnis für die Kommunalpolitik
Mit großer Mehrheit hatten sich die Sinziger Gremien einst für die Einrichtung eines Jugendtreffs im Privatweg in Sinzig-Ost ausgesprochen – ein Projekt, für das sich der Jugendbeirat der Stadt über lange Zeit hinweg mit viel Engagement eingesetzt hatte. Die Vorfreude bei den Jugendlichen war entsprechend groß. Umso enttäuschender ist es, dass nun ausgerechnet dieses Vorhaben ins Wanken geraten ist: Anwohnerinnen und Anwohner äußerten beim Klappcafé auf dem Kirchplatz lautstark ihre Sorge über mögliche Ruhestörungen durch Jugendliche. Sozialraumkoordinatorin Sonja Wuttke nahm diese Einwände ernst und arbeitete gemeinsam mit den Jugendlichen an einem alternativen Standort, der in Kürze den städtischen Gremien vorgestellt werden soll.
Inzwischen scheint die Situation vom Ortsvorsteher der Kernstadt sowie dem Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler eher zur eigenen Profilierung genutzt worden zu sein, anstatt gemeinsam mit allen Beteiligten nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Ohne erkennbare Abstimmung mit der Stadtverwaltung stilisierten sie die Sorgen der Anwohnerschaft zu einem öffentlichen Aufreger – und instrumentalisierten das Thema für den Wahlkampf. Die Interessen der Jugendlichen spielten dabei offenbar keine Rolle. Besonders irritierend ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob Herr Albrecht, in seiner Funktion als Beigeordneter, an der Informationsveranstaltung zum geplanten Jugendtreff im Privatweg teilgenommen hat. Falls ja, stellt sich unweigerlich die Frage, ob er seine Rolle im Amt korrekt ausgeübt hat – denn sein Verhalten wirkt eher wie das eines Wahlkämpfers denn eines neutralen Vermittlers.
Es ist beschämend, wie in diesem Fall jugendliches Engagement für wahlkampftaktische Zwecke geopfert wurde. Die Jugendlichen, insbesondere jene im Jugendbeirat, haben über Monate hinweg mit großem Einsatz an diesem Projekt gearbeitet. Wenn ihr Einsatz auf diese Weise entwertet wird, ist es kein Wunder, wenn sie die Lust an kommunalpolitischer Teilhabe verlieren. Hier wurde nicht nur ein wichtiges Projekt torpediert – es wurde meines Erachtens auf der zarten Pflanze des jugendlichen Engagements unserer Stadt völlig hemmungslos herumgetrampelt! Wer so mit der nächsten Generation umgeht, darf sich über Politikverdrossenheit nicht wundern.
Ralf Urban, Sinzig
© Foto: Sebastian Mölleken