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Mikrokredite zwischen wirtschaftlichem Nutzen und totalem Elend

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Diskussionsveranstaltung in der „Ortsmitte Oedingen“

Gemeinhin gelten Mikro- oder Klein(st)kredite als wegweisender Beitrag, um arme Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika aus ihrer menschenunwürdigen Situation befreien zu können. Umso mehr werden Kredite von Organisationen, die sich um soziale und ökologische Kriterien bei der Kreditvergabe bemühen, als besonders fortschrittlich und unterstützenswert angesehen. Dagegen nehmen aber die Stimmen zu, die Mikrokredite generell negativ, zumindest aber als problematisch bewerten. Bezogen auf Länder wie Indien, Kambodscha oder Ägypten wird sogar ein Ende von Mikrokrediten gefordert.
Zu einem Vortrag am Mittwoch in der „Ortsmitte Oedingen“ konnte deren Organisator, Oliver Diehl, mit dem Remagener Ethnologen und Entwicklungsberater Prof. Dr. Frank Bliss einen ausgewiesenen Experten zum Thema begrüßen. Der Redner hatte in den letzten Jahren an Studien zu den Wirkungen von Mikrokrediten mitgearbeitet und mehrere Tausend Kreditnehmer in Asien und Asien befragen lassen. Zuletzt wurde seine Studie zu Kambodscha, dem Land mit weltweit den meisten laufenden Krediten und der höchsten Verschulungsrate pro Haushalt in einem Entwicklungsland, im Deutschen Bundestag behandelt.
Dabei kommt Bliss zu einem sehr differenzierten Ergebnis „Rund 80% alle Personen mit Schulden bewerten die Wirkungen der mit den Krediten getätigten Investitionen als positiv. Allerdings haben die Hälfte der Familien erhebliche Probleme mit der Rückzahlung. Dies kann sogar in Kinderarbeit münden und sehr oft im Zwangsverkauf von Land„. Zu viel im Kreditsektor investiertes Geld durch ausländische Geldgeber, gerade auch von deutschen Investment-Fonds, habe nach Einschätzung des Redners dazu geführt dass die nationalen Banken Kredite leicht fertig vergeben. Sie würden kaum prüfen und wer selbst als Armer über etwas Land verfüge, bekomme seinen Kredit. Auch wenn klar sei, dass er das Geld nicht zurückzahlen können würde und Land verkaufen müsse, um damit als Bauer vielleicht sogar seine landwirtschaftliche Existenz zu verlieren. Gleichzeitig würden die geldgebenden Fonds kaum prüfen, was mit dem Geld vor Ort passiere.
Als Konsequenz empfahl Bliss, bei Investition selbst in sozial und ökologisch orientierte Fonds die Manager genau nach den Empfängern der Kredite zu fragen und vor allem nach den Wirkungen auf die Menschen, und nicht nur die Bilanzen der Banken zu konsultieren. Ein Stopp aller Mikrofinanzierung allerdings, so ein weiteres Ergebnis der sehr regen Diskussion über den Vortrag, würde wirtschaftliche Entwicklung hemmen, auch bei armen Menschen.

Pressemeldung Frank Bliss, AeB e.V. und Ideenwerkstatt
Foto: Oliver Diehl

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