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Neue Heimat erkunden: Bürger mit und ohne Migrationshintergrund erkunden die Region

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Führungen im Haus der Geschichte, Arp Museum und Stadtrundgang Timmermann

Demokratie und Migration werden in vielen Facetten und Perspektiven gelebt, aus politischen, wirtschaftlichen, sozialen, historischen, psychologischen und persönlichen Gründen. Im ersten Teil von „Neue Heimat erkunden, Geschichte erleben“ wurde Wert darauf gelegt, Geschichte und historische Denkmäler mit anderen Augen und Perspektiven zu betrachten. 4 Standorte – Vogelsang IP, Friedensmuseum Remagen, Regierungsbunker Ahrweiler und Rheinwiesen in Remagen wurden im Jahr 2023 für die Diskussion ausgewählt. Zielpersonen dieser Projektreihe sind Bürger mit Wohnsitz in Remagen und Umgebung, mit und ohne Migrationshintergrund. Im zweiten Teil dieser Projekt-Reihe lag der Schwerpunkt auf – „Identität“, wie definiere ich mich?  Dazu wurden Führungen im Haus der Geschichte und dem Arp Museum sowie der Stadtrundgang Timmermann zwischen August und Dezember 2024 angeboten. Es fehlte die Führung in Eisenbahntunnel Erpel, da dieser für Besucher geschlossen blieb.
Das Interkulturelle Fest am 7. September in der Remagener Moschee wurde zum Highlight dieses Jahr mit 52 Teilnehmern.

Es gab insgesamt 57 Projekt-Teilnehmer im Jahr 2023 und noch einmal 92 Teilnehmer in 2024. Teilnehmer kamen aus 8 Nationalitäten und lebten in Deutschland seit über 3 Jahren. Viele teilnehmende deutsche Staatsbürger hatten einen Migrationshintergrund. Es haben keine Menschen mit Flucht/Asyl-Hintergrund teilgenommen. Die am Projekt teilnehmenden Syrer waren als Studenten nach Deutschland gekommen.   

Die Diskussionen fanden auf verschiedenen Ebenen statt: Geschichte, Kunst, Religion, Kultur und Tradition. Dabei haben Teilnehmer auf die Hauptfrage “Was ist meine Identität?“ interessante und teilweise ähnliche Antworten gegeben. Deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund erleben die Privilegien und Probleme einer komplexen Identität, sei es wirtschaftlich, politisch/sozial, religiös/traditionell, kulturell und emotional.  Eindrücke hiervon sind entlang dieser Themen beschrieben.

Sozial:

Die Mehrheit passt sich der gegebenen Lebenssituation an und ist flexibel, die eigene Identität konstruktiv einzusetzen. Das “Ich” wird nach der sozialen Umgebung und den Umständen angepasst. Mal ist die deutsche Identität stärker und von Vorteil, mal ist die Identität der Heimat passend zur Situation. Ein Großteil der Gefragten berichteten über eine gefühlte emotionale Distanz zu den Deutschen und mangelnde Austauschmöglichkeiten im Alltag (z.B. auf Freundschaftsebene). Die meisten Personen mit Migrationshintergrund haben auch in Deutschland meist enge Freunde nur aus dem Herkunftsland!  

Emotionale Zugehörigkeit:

Personen mit Migrationshintergrund sind mit dem Herkunftsland emotional verbunden. Viele haben eine starke emotionale Bindung mit dem Herkunftsland.  Es herrscht also auch nach vielen Jahren in Deutschland eine tiefe unbewusste Zugehörigkeit zum Herkunftsland. Diese Zugehörigkeit, oft in der Form vom Traditionen und Gewohnheiten, wird verteidigt sobald Kritik von außerhalb des Identitätskreises geäußert wird. Dieses Verhalten verstärkt sich mit jedem negativen Austausch und führt im Extremfall zu Radikalismus.

Religion und Tradition:  

Die kulturellen und religiösen Unterschiede sind klar zu identifizieren und werden wohl auch bleiben. Die deutsche Demokratie garantiert die Glaubens- und Gewissensfreiheit. Der Staat darf die Menschen nicht daran hindern, an das zu glauben, was sie für richtig halten. Die religiösen Gewohnheiten werden in Deutschland von der Mehrheit respektiert. Man fühlt sich nicht in Gefahr wegen der Ausübung seines jeweiligen Glaubens. Insgesamt herrscht ein Gefühl des Friedens und des Respekts vor. Es mangelt jedoch an Austausch, um Menschen aus anderen Glaubensrichtungen besser verstehen zu können.  

Wirtschaft

Wir haben die Teilnehmer gefragt, ob es einen Unterschied macht, sich in Deutschland als Arbeitsmigrant/in oder Asylsuchender/e zu identifizieren. Es gab viele Ähnlichkeiten in den Antworten. Die Gefragten waren davon überzeugt, dass Arbeitsmigranten, die nach Deutschland kommen, einen harten Anfang haben und ihre Integration kompliziert ist. Gründe: Mangel an angemessener Information, Wohnraum, kostengünstigen Sprachkursen und eine besonders anspruchsvolle Bürokratie, insb. ohne Sprachkenntnisse. Viele berichteten von einer langen Liste von Stolpersteinen. Die Personen fühlen sich alleingelassen und dies erschwert die Integration zusätzlich. Die Gefragten fühlten, dass es den Asylbewerbern hingegen alles leichter gemacht wird, so werden sie von Dolmetschern und Sozialarbeitern im Integrationsprozess betreut. Die Asylsuchenden dürfen nicht arbeiten, aber werden in ihrer Integration betreut. Im Gegensatz dazu müssen Arbeitsmigranten Steuern zahlen und sind allein gelassen bzw. Kümmern sich alleine um ihre Zukunft. Das ist eine merkwürdige und schwer zu verstehende Beobachtung für Personen, die nach Deutschland kommen, um hier ein Leben aufzubauen. Mehrere Studien zum Thema „Ob Deutschland für Fachkräfte attraktiv ist” berichten, dass die meisten hochqualifizierten Arbeitskräfte Deutschland innerhalb von drei bis vier Jahren wieder verlassen, wenn sie dies können/könnten.

FAZIT:

Beeinflusst die Identität mein tägliches Leben?Ja, das tut es, weil ich wenig Deutsch spreche, keine deutschen Freunde habe und mich sehr einsam und deprimiert fühle”.
Mir geht es gut, ich bin gut integriert und es ist mir egal, was die Leute denken”. 
Ein Großteil meines Austausches ist mit Personen aus meiner Community, daher lege ich keinen großen Wert darauf, deutsche Freundschaften zu pflegen”.
Ich habe oft angenehme Erfahrungen gemacht, manchmal etwas diskriminierend, aber das ist überall in die Welt so.
Ich bin Deutsch und mach mir Sorgen um unsere Zukunft in Deutschland wegen AfD-Anhänger”. “Die Deutschen sind schwer zu erreichen und halten immer Abstand”.
Ich komme aus einer warmherzigen Gesellschaft und leide unter der etwas kalten Haltung, die in diesem Land vorherrscht”.
Studierende und junge Berufstätige haben psychische Probleme, die nicht ausreichend berücksichtigt werden. Wir sind hier, um zu arbeiten, ob es uns dabei gut geht, interessiert keinen”.
Auch nach 40 Jahren Aufenthalt und Deutschen Pass bin ich der zugezogene Ausländer. Ich habe mein Frieden damit geschlossen, ich bin hier glücklich”.

Die ausgewählten Antworten stammen von Personen mit Migrationshintergrund.

Viele öffentliche Äußerungen der AfD machen die Migrantenbevölkerung müde und unsicher. Die allgemein Unruhe und Frustration darüber, dass die beitragende Migrantengemeinschaft als Menschen angesehen wird, die das deutsche System missbrauchen. Menschen die ihre Physische Identität auf ersten Blick nicht verstecken konnen, zeigen gerade Angst um ihre Sicherheit, da auf ersten Blick unmöglich zu verstehen ist – wer Arbeiter, Asylsuchender, DeutscherStaatsbürger, wer das System missbraucht, und wer beiträgt. Mehr Austauschsräume, Offenheit und Unterstützung von der Mehrheit ist gewünscht, um die Demokratie in unseren Gesellschaft zu stärken. Wo alle sich sicher fühlen.    

Pressebericht der Gemeindeverein St. Gertrud Oedingen
Foto: Farah DIEHL-FAHIM

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