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Remagener VHS-Tour führte nach Worms

Remagener VHS-Tour führte nach Worms

Fahrt ins Blaue“ führte in die Nibelungenstadt und begeisterte Teilnehmer der Remagener VHS-Tour
REMAGEN/WORMS-JW. In eine der ältesten Städte Deutschlands führte jüngst die diesjährige „Fahrt ins Blaue“ der Volkshochschule Remagen. Zur kurzen Erläuterung: Bei dieser Studienfahrt, die sich seit vielen Jahren  bester Resonanz erfreut, entrichten die Teilnehmer vorab einen Betrag, der zur Teilnahme an einem interessanten Programm, mit jedoch noch nicht bekanntem Ziel führt. „Ins Blaue“ ging es daher bei herrlichem Spätsommerwetter mit einem komfortablen Reisebus zunächst auch diesmal und bei den Teilnehmern stieg sichtlich die Neugierde. Dass es Richtung Süden ging, war schnell klar, aber wohin? Mit routiniertem Kopfschütteln hatten die VHS-Verantwortlichen selbst raffiniertesten Fragen standgehalten. „Wir haben selber vergessen, wo es hingeht“, so Geschäftsführer Wolfgang Proft, nicht ohne sein hinlänglich bekannt-verschmitztes Lächeln aufzusetzen.

Erst kurz vor Ende der Hinfahrt, so wollen es die „Spielregeln“, die sich in den Jahren übrigens bestens bewährt haben, ließ Proft per Bordmikrofon die Katze aus dem Sack: „Ziel unserer Reise ist die schöne alte Stadt Worms am Rhein“ – eine Ankündigung die freudig hochgezogene Augenbrauen und sichtbare Vorfreude hervorrief. Bekannt ist Worms als Nibelungen- und Lutherstadt, besonders aber auch für seinen Dom, der neben dem Mainzer und dem Speyerer Dom einer der drei romanischen Kaiserdome ist. Überdies war Worms eine der drei SCHUM-Städte und somit ein Zentrum aschkenasisch-jüdischer Kultur in Deutschland.

Mit einer Besichtigung des St.-Peter-Doms nahm die Visite der Gruppe aus der Römerstadt dann auch ihren Anfang. Die doppelchörige Pfeilerbasilika im gebundenen System mit einem Querschiff, im Wesentlichen von 1130 bis 1181 auf dem höchsten Punkt der Wormser Innenstadt erbaut,  stieß auf reges Interesse, nicht nur der Besucher aus Remagen.

Kostümführung mit versuchter Kuppelei

Hagen v. Tronje
Am Rheinufer entledigt sich Hagen des Nibelungenschatzes.
Foto: VHS Remagen

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im idyllisch am Rheinufer gelegenen „Wormser Hagenbräu“ und einer kurzen Visite der Rheinpromenade, einer Parkanlage aus den 1920er-Jahren mit klarer, klassischer Gestaltung, ging es zurück in die Innenstadt, wo eine Stadtführung der besonderen Art auf die Gäste aus Remagen wartete. Aufgeteilt in zwei Gruppen folgte man den ausgezeichnet referierenden Gästeführerinnen Sandra Wilhelm und Barbara Oppmann durch die ehemalige Altstadt, die zwar im Krieg weitgehend zerstört wurde, einige historisch bedeutsame Elemente aber zumindest partiell noch aufzuweisen hat. Klar, dass diese Führung im Lutherjahr ganz im Zeichen des Reformators stand, der hier im Jahr 1521 am so genannten „Großen Reichstag“ teilnahm und bleibende Spuren hinterließ. Recht illustre Personen, allesamt in spätmittelalterlicher Kostümierung,  kreuzten dabei den Weg der Teilnehmer. So berichtete unweit der „Martinspforte“ eine Nonne, die sich als „Schwester Elsbeth“ vorstellte, sie habe einen durch ihren Vater ausgesuchten Mann heiraten sollen – als Alternative sei ihr der Gang ins Kloster nahe gelegt worden, was sie – angesichts des zweifelhaften Charakters des potentiellen Gattens – auch vorzog.

In hinreißendem „pälzer“ Platt babbelte anschließend am Obermarkt eine Bäuerin drauflos. Von den Beschwernissen des Lebens erzählte sie: Frondienste, ständige Geldsorgen, oder die Entrichtung des „zehnten Teils“ vermittelten einen kleinen Eindruck vom harten Alltag zu jener Zeit.

Zwischendurch gab es immer wieder interessante Ausführungen der Stadtführerinnen, etwa zur Herberge Luthers, oder den Geschehnissen rund um den 10 Tage währenden Reichstag von 1521.

Am „Heylshof“ empfing eine recht illustre Dame die Gruppen. Als Ratsfrau und Apothekersgattin etwas „höhergestellt“, echauffierte sie sich über die seltsame „Gewandung“ der Besucher. „Sie haben wohl zu wenig Geld für Stoff“, stellte sie fest, angesichts der sommerlich gekleideten Leute, die so gar nicht in ihr Weltbild passen wollten.

Auf dem weiteren Weg plötzlich eine gut gekleidete Dame mit großer Geldbörse, die sich als Gundlin von Speyer vorstellte und als Berufsbezeichnung „Kupplerin“ angab. In der heutigen Zeit würde man sie wohl als Heiratsvermittlerin bezeichnen, zu jenen Tagen allerdings war die Trennlinie zur Prostitution recht vage. „Da sind ja ein paar stattliche Mannsbilder hier“, richtete sie ihr Augenmerk gleich auf die männlichen Mitglieder der Gruppe. „Für sie hätte ich ganz sicher etwas Passendes“, so die Verkupplungs-Expertin zu einem sichtlich verdutzten Martin Tillmann. „Das sag ich seiner Frau“, flüsterte jemand im Hintergrund.  Alles nur Spaß. Natürlich wird Frau Tillmann das nie erfahren …

Das Lutherdenkmal
Das Lutherdenkmal zählt zu den weltweit größten seiner Art.
Foto: VHS Remagen

Zum Abschluss der Führung erreichten die Teilnehmer den Lutherplatz mit dem imposanten Denkmal des Reformators.  Sie erfuhren, dass dieses 1868 enthüllte Monument neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf das weltweit größte Reformationsdenkmal ist. Die Stadt Worms sei von herausragender Bedeutung für die Entwicklung der Reformation, so die mit ausgezeichnetem Wissen ausgestatteten Stadtführer: 1521 berief Kaiser Karl V. seinen ersten Reichstag nach Worms. Am 16. April 1521 zog Luther in Worms ein. Einen Tag später wurde er vor Kaiser Karl V. zitiert, da er Kritik am kirchlichen Ablasswesen geäußert hatte. Zunächst bat er jedoch um Bedenkzeit. Am 18. April 1521 bekannte sich Luther klar zu seiner Überzeugung und weigerte sich, zu widerrufen. Daraufhin wurde die Reichsacht über ihn verhängt – und er für „vogelfrei“ erklärt.

Ein bisschen Worms auf eigene Faust

Der jüdische Friedhof „heiliger Sand“ ist annähernd 1000 Jahre alt.
Der jüdische Friedhof „heiliger Sand“ ist annähernd 1000 Jahre alt.
Foto: VHS Remagen

Nach dieser hochinteressanten Führung gab es für die Teilnehmer noch ausgiebig Gelegenheit, auf eigene Faust ein bisschen die Stadt Worms zu erkunden, die übrigens im Jahr 2018 zum zweiten Mal nach 1986 Ausrichter des Rheinland-Pfalz-Tages sein wird. Der fast 1000 Jahre alte jüdische Friedhof „Heiliger Sand“ etwa, auf dem rund 2000 Grabsteine erhalten sind, oder das im Jahre 1905 errichtete Hagen-Denkmal, die Fußgängerzone und besonders – kaum verwunderlich bei den hochsommerlichen Temperaturen an diesem Tag – die Eisdiele „Vannini“ waren Ziele der Reisegruppe aus Remagen.

Ausschließlich zufriedene Gesichter gab es schließlich bei Antritt der Heimreise. Bestens gelaunte Teilnehmer dieser Studienfahrt der Volkshochschule Remagen hatten im Bus nun allerlei Gesprächsstoff. „Der Chemiker und Nobelpreisträger Hermann Staudinger war gebürtiger Wormser“, wusste beispielsweise Klaus Brück zu erzählen. Kein Wunder, hatte Brück doch in jungen Jahren selbst die Liebe zur Chemie für sich entdeckt. À propos Chemie. Die stimmte bei dieser Tour durchweg. Und nach einer staufreien Heimfahrt war die allgemeine Meinung einhelliger Natur: Im nächsten Jahr fahren wir wieder mit – „ins Blaue“.

Pressemeldung Stadt Remagen

 

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