Menschen erzählen Berührendes aus ihrem Leben
Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Als mich in der Waschbar einmal jemand angesprochen und gefragt hat, ob ich mitmache, habe ich sofort gesagt, natürlich mache ich das“, erinnert sich Magdalene Schmitz-Anton aus Ahrweiler mit Begeisterung. Die 77-Jährige war eine von insgesamt 30 porträtierten Teilnehmenden am Malteser Projekt „Gesichter und Geschichten“. Zur Ausstellungseröffnung im Pfarrheim der Rosenkranzkirche mit vorangegangener Messe waren jetzt rund 200 Gäste erschienen. Bei Häppchen und Getränken wurde dem Publikum erstmals ermöglicht, die großformatigen Porträts des Fotografen Werner Richner aus nächster Nähe zu betrachten sowie die einzelnen erzählten Geschichten all jener, die sich an diesem Projekt beteiligt hatten, unmittelbar anzuhören.
Waschbar-Gäste erzählten
Doch von vorne: Nachdem den Mitarbeitenden der Malteser in der Waschbar, dem Kooperationsprojekt der Fluthilfen von Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V., Pfarrei Bad Neuenahr- Ahrweiler und Maltesern, immer wieder zahlreiche Geschichten aus dem Leben ihrer Gäste erzählt wurden, entstand die Idee, die berührenden Erzählungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Alle Waschbar-Gäste, die gerne mitmachen wollten, erhielten dann zunächst die Möglichkeit persönliche Erlebnisse von Freud, Leid, Abenteuern, Herausforderungen oder glücklichsten Begebenheiten, auf eine Audio-Datei aufnehmen zu lassen. Anschließend wurde jeder einzelne im Rahmen eines ausdruckstarken Porträts abgelichtet.
Porträts und Geschichten kamen gut an
Die auf großformatige Leinwände gezogenen Fotografien kamen jetzt bei den Ausstellungsbesucherinnen und Besuchern mindestens ebenso gut an, wie die zu Herzen gehenden Geschichten der Erzählenden. So teilte Magdalene Schmitz-Anton beispielsweise ihre rührende Erinnerung an das “Jösefchen“. Beim Anhören ihrer rund zweieinhalbminütigen Erzählung erfährt man von einer Begebenheit aus Kindheitstagen. Magdalene hatte im Alter von fünf Jahren durch einen Rheumaschub mit hohem Fieber einen Krankenhausaufenthalt erfahren müssen. Während die Nonnen versuchten, ihr Fieber herunterzubekommen, baten sie ein anderes im Krankenzimmer befindliches Kind namens Jösefchen wiederholt, dem fiebrigen Mädchen ein schönes Liedchen zu singen. Der kleine Junge tat dies stets mit glockenklarer Stimme. Eines Morgens sei Magdalene jedoch erwacht und das kleine Jösefchen war verschwunden. Er sei des Nachts nach Hause gegangen, hatten ihr die Schwestern erzählt. Erst viel später ist Magdalene klar geworden, dass der Junge, der stets so schön für sie gesungen hatte, in jener Nacht verstorben war. Noch heute denkt sie immer gerührt an den Kleinen zurück, wenn sie Kinder mit heller Stimme singen hört.
Erlebnisse gut nachvollziehbar
Dieses und viele weitere Erlebnisse rührten die Ausstellungsbesucher jetzt vor allem deshalb, weil sie derart authentisch von allen Erzählenden herübergebracht wurden, dass man sich bildlich und emotional gut in die Situationen hineinversetzen konnte. Unter den zahlreichen begeisterten Gästen der Eröffnung befanden sich auch Vertreter aus Kreis, Städten und Verbandsgemeinde. So begrüßte der Fluthilfe-Bundesbeauftragte der Malteser, Wolfgang Heidinger, im Rahmen seiner einführenden Worte unter anderem die Kreisbeigeordnete Sabine Glaser, den Beigeordneten der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Hans-Jürgen Juchem, sowie Sandra Sebastian-Berthel als Vertreterin der Verbandsgemeinde Altenahr. Neben Kolleginnen und Kollegen der Malteser Partner von Kirche und Caritas hatte sich von Seiten des Gastgebers ebenfalls hoher Besuch angesagt. Malteser Vizepräsident Albrecht Prinz von Croÿ sowie der Bereichsleiter Notfallvorsorge der Malteser Deutschland, Markus Bensmann, und der stellvertretende Diözesanleiter und Stadtbeauftragte aus Koblenz, Kai Sattler, kamen ebenso wie der Diözesangeschäftsführer aus Trier, Werner Sonntag. „Gesicht zu zeigen, ist das, was Malteser ausmacht“, meint Vizepräsident von Croÿ. „Wir zeigen Gesicht und das können wir hier in einer Ausstellung einmal vorführen und den Menschen darstellen, was wir damit meinen, buchstäblich in Bildern“, zeigt er sich begeistert. Die Exponate und Hör-Dateien der Erzählenden sind jetzt, ebenso wie jene von sechs Malteserinnen und Maltesern, die sich auch beteiligt und von ihren Impressionen rund um die Flut vom Juli 2021 berichtet haben, noch bis zum 30. August im Pfarrheim an der Rosenkranzkirche zu erleben. Infos unter: fluthilfe.wanderausstellung@malteser.org
Pressemeldung Malteser Fluthilfe (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz)
Foto: Boland/MHD
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