Hochwasserschutz macht Umzug nach Kripp notwendig
In der Einwohnerversammlung am 16. Mai 2023 war die Verlegung der Kläranlage vom Sinziger Ahrufer in das Remagener Gewerbegebiet Thema. Verschiedene Überlegungen führten zum Ergebnis, dass der ideale und auch der einzige Standort im Gebiet zwischen Deponie Kripp und der Bahnstrecke liegt. Richtung Süden besteht das Sinziger Trinkwasserschutzgebiet, was den Bau einer Kläranlage ausschließt, und Ahr auf- und abwärts macht eine Verlegung zwecks Hochwasserschutz keinen Sinn. Zudem muss aus Kostengründen die bestehende Verrohrung berücksichtigt werden.
Die jetzige Kläranlage reinigt täglich 17500 m³ Abwässer von sechs Kommunen mit zusammen 115000 Einwohnern.
Die neu zu bauende Anlage ist in vielerlei Hinsicht optimiert. So wird sie für 174000 Einwohner ausgelegt und hat eine wesentlich bessere Energieeffizienz. Bisher wurden rund 41% des Energiebedarfs aus betriebseigenen Faulgasen erzeugt, bei der neuen Anlage liegt die Ausbeute bei rund 80%. Es wird eine vierte Reinigungsstufe geben, die Mikro-schadstoffe, -plastik, Keime und Medikamentenrückstände ausfiltert. „Die Anlage ist damit einmalig in RLP„, führte die anwesende Landesumweltministerin Katrin Eder aus.
Statt den beiden bestehenden 25 m hohen markanten Faultürmen wird es drei Faultürme mit 17 m Höhe geben. Außerdem wird die Anlage mit geschlossenen Systemen und Abluftbehandlungsanlagen konstruiert, sodass mit einer Geruchsbelästigung nicht zu rechen ist. „Versprechen kann ich dass nicht„, betonte der Chef des Abwasserzweckverbands Bürgermeister Björn Ingendahl.
Die alte Anlage wird zum großen Teil zurückgebaut und dient dann als Retentionsfläche.
Geruchsbelästigung war die größte Befürchtung der rund 60 anwesenden Einwohner. Gerade vor dem Hintergrund, dass hier gut 350 Tage im Jahr der Westwind das Ahrtal hinab strömt, wurde von Anwohnern des Kripper Gebietes Bedenken laut. Umweltministerin Eder bestätigte: „Ich bin ein Fan von Kläranlagen und ich habe bei meinen zahlreichen Besichtigungen moderner Kläranlagen noch nie Geruchsbelästigungen feststellen können„.
Zudem kommt, dass der sogenannte Vorsammler, in dem die erste Reinigungsstufe stattfindet, an der jetzigen Stelle verbleibt. Hier werden dann die Abwässer von fünf Kommunen gesammelt und für den weiteren Reinigungsprozess vorbereitet. Die Abwässer von Remagen bekommen einen eigenen Vorsammler in der neu zu errichtenden Anlage.
Bedenken gab es auch bezüglich des gerade neu angelegten Radwegs zwischen Kripper Sportplatz und Godenhaus, der dann verlegt werden müsse.
Rechtliche Bedenken äußerte ein Zuhörer, der bemerkte, dass es ein richterliches Urteil gäbe, dass die Bebauung des Gebiets Sportplatz – Deponie – Bahn/Alte B9 wegen der dann fehlen Belüftung des Neubaugebietes, untersage.
Als weitere negative Auswirkungen wurde die Staubbelastung durch den Werksverkehr aufgeführt.
Die jetzige Planung ist lediglich ein Vorschlag und als eine Idee zu werten und zeigt nicht ein baufertiges Projekt.
Die Vergaberichtlinien geben vor, dass das Vorhaben europaweit ausgeschrieben wird. Zuschlag erhält das wirtschaftlichste Angebot und nicht das billigste. In die Ausschreibung können Bedingungen wie „keine Geruchsbelästigung“ oder „keine Staubentwicklung“ aufgenommen werden.
Im zweiten Halbjahr 2023 werden weitere Fachbehörden im Bereich Naturschutz, Emissionen, Altlasten einbezogen und die formelle Öffentlichkeitsbeteiligung beginnt.
Bis 2030 soll die neue 65.000 m² umfassende Kläranlage fertiggestellt sein, eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf 183.000.000 Euro und wird größtenteils aus Wiederaufbaufonds für Flutschäden finanziert.
AG