Neues Haus in Hohenleimbach ist Zeichen der Hoffnung
Kreis Ahrweiler. Volles Haus bei der Lebenshilfe. Diese hatte zum ersten Mal nach der Flut zu einem Neujahrsempfang eingeladen. Und der fand dann auch gleich in der gerade frisch renovierten und neubezogenen Einrichtung in Hohenleimbach statt. „Dieses großartige Haus ist für uns nicht nur eine neue Wohneinrichtung, sondern auch das in Stein gegossene Zeichen für Hoffnung und den Neuaufbau der Lebenshilfe. Jetzt können wir endlich sehen und fühlen, dass es mit der Lebenshilfe wieder aufwärts geht,“ freute sich der Vorsitzende der Kreisvereinigung Lebenshilfe, Ulrich van Bebber, bei der Begrüßung der Gäste. Mehr als 160 Menschen waren der Einladung gefolgt, die Räume platzten aus allen Nähten.
Neben Bürgern aus dem Brohltal, dem Kreis und den Nachbargemeinden von Bad Breisig bis zur Grafschaft waren auch die Hohenleimbacher zahlreich erschienen. Als Vertreter der Landrätin sprach der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch ein Grußwort und lobte die intensive und unermüdliche Aufbauarbeit der Lebenshilfe, die jetzt sich auch in diesem neuen Haus deutlich werde.
Aus der Sicht von van Bebber zeige dieser Neujahrsempfang, „dass wir bei aller Trauer, bei allem Schmerz und bei allen Narben, die natürlich nie verschwinden werden, jetzt hoffnungsvoll nach vorne schauen können“.
Auch wenn das neue Lebenshilfehaus dort erst seit 2023 in einem früheren Hotel und späteren Altenheim untergebracht ist, gehört es schon fest zu dem kleinen Ort in der Eifel. „Hier grüßen die Menschen sich auf der Straße noch“, sagt eine Bewohnerin, die bis zur Flut im Sinziger Haus der Lebenshilfe lebte.
Van Bebber wies darauf hin, dass es am Anfang hier und da auch skeptische Stimmen gegeben habe, „nach dem Motto, das ist nicht inklusiv genug, das ist weit weg von der Realität„. „Es hat sich alles viel besser entwickelt, als wir gehofft haben“, könne man jetzt feststellen. Das Haus sei bereits ausgebucht und es gebe schon eine Warteliste. „Das ist auch ein Verdienst des Ortsgemeinderates und des Ortsbürgermeisters Thorsten Kabuth, die uns hier sehr positiv aufgenommen und unterstützt haben“, lobte van Bebber. Und kündigte an, dass sich die Lebenshilfe auch ins Dorfleben einbringen wird. „Wir planen die Einrichtung eines Inklusionscafés, um eine noch stärkere Integration im Ort zu erreichen.“
„Das trifft sich gut“, freute sich auch der Verbandsbürgermeister von Brohltal, Johannes Bell. Denn nachdem das einzige Gasthaus im Ort seinen Betrieb eingestellt habe, sei ein neuer Treffpunkt im Ort mehr als willkommen. Auch er brachte das Grüßen auf der Straße als Pluspunkt ins Spiel und kündigte an, dass die Ortsgemeinde derzeit die Einrichtung eines inklusiven Mehrgenerationenplatzes plane, um das Miteinander noch mehr zu fördern. Dies helfe der Lebenshilfe, dem Anspruch auf ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung gerecht zu werden.
Angesichts dieser positiven Entwicklung kündigte van Bebber an, das Haus im kommenden Jahr durch einen Anbau auf 24 Plätze zu erweitern. In einem weiteren Schritt wird die Lebenshilfe ihren Standort in Sinzig in den nächsten Jahren noch stärker als bisher ausbauen: Im Zentrum von Sinzig wird ein neues Haus mit 24 Plätzen und anschließend ein weiteres Haus mit acht Plätzen gebaut.
Auch im alten Lebenshilfehaus, das vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde, tut sich laut van Bebber etwas. Auch wenn es nicht mehr als Wohneinrichtung genutzt werden soll. „In wenigen Tagen wird dort im Erdgeschoss eine Praxis für Ergotherapie einziehen. Dank der Unterstützung auch der Kreisverwaltung werden wir dort eine Kinder- und Jugendhilfe, eine Tagesförderstätte und dann auch die Verwaltung unterbringen“, blickte der Landrat in die Zukunft.
Für das Haus in Hohenleimbach unter der Leitung von Geschäftsführer Christian Seifert und Nadja Klar als Einrichtungsleiterin vor Ort ist er sich sicher, dass es „wie das ehemalige Lebenshilfehaus in Sinzig nicht nur ein familiäres Zuhause für die Bewohnerinnen und Bewohner sein wird, sondern ein Ort der Freude und des Lebens, ein Ort der Begegnung und des Miteinanders, ein Ort, an dem sich Menschen mit und ohne Behinderung begegnen und gegenseitig bereichern“.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Müller postulierte als neue Vorsitzende der Stiftung Lebenshilfe, dass Politik und Lebenshilfe Hand in Hand gehen müssten. Für sie sei es eine große Freude, Teil des Teams zu sein.
Eigens aus Worms angereist war die Landesvorsitzende der Lebenshilfe, Helga Ringhof. Sie brach eine Lanze gegen Ausgrenzung: „Es gibt keine Norm für Menschen, alle haben die gleichen Rechte. Der Zeitgeist der Selbstoptimierung fördere die Abwertung von Menschen mit Behinderung: „Das dürfen wir nicht zulassen.“ Und das neue Haus? „Als ich hier reinkam, dachte ich nur: Wow! Ein Kompliment, das sich auch das Dorf auf die Fahne schreiben darf.
Pressemeldung Lebenshilfe Kreis Ahrweiler
Foto: Karin Friele