Graffiti-Projekt des Bürgerforums Sinzig wurde dank des Bundesprogramms „Kultur macht stark“ endlich Wirklichkeit
Buntes Kunstwerk statt finsterer Kulisse
Schülerinnen und Schüler der Janusz-Korczak-Schule haben Teile der Bahnunterführung an der Deutschen Steinzeug neu gestaltet
Sinzig. Bunt und freundlich statt finster und grau: Wer jetzt durch die Bahnunterführung an der Deutschen Steinzeug geht, der wird eine kleine Überraschung erleben. Denn statt eines dunklen und unsympathischen, teils auch Angst einflößenden Ortes werden die Fußgänger und Radler jetzt von einem farbenfrohen Graffiti-Kunstwerk begrüßt. Es stammt von Schülerinnen und Schülern der Janusz-Korczak-Schule (JKS), die sich dort kreativ austoben konnten. Unter dem Titel “SINZITOPIA – Wie wünsche ich mir meine Stadt?” hatten sich die Achtklässler für eine Woche aus der schulischen Arbeit weitgehend ausgeklinkt und ihre ganze Energie in das kreative Projekt gesteckt. Vor wenigen Tagen wurde das Ergebnis in einer äußerst fröhlichen Einweihungsfeier der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wer sie kennt, der weiß, wie unangenehm es gerade in dieser Unterführung sein konnte: Seit vielen Jahren ist sie schmutzig, beschmiert und oftmals vermüllt, riecht unangenehm und war aufgrund der grauen Betonwände und teils fehlender Beleuchtung dunkel und Angst einflößend. Dennoch ist sie zu einem abendlichen Treffpunkt von Jugendlichen geworden. Seit Jahren trägt sich das Bürgerforum Sinzig mit der Idee, diese Unterführung aufzuwerten und zu einem Ort für junge Kunst zu machen. Jetzt wurde die Idee endlich Wirklichkeit.
Doch ein solches Projekt stemmt man nicht alleine, es braucht einiges an organisatorischer und vor allem finanzieller Unterstützung. Diese kam in erster Linie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das die Aktion SINZITOPIA aus seinem Programm “Kultur macht stark” gefördert hat. Programmpartner des Bürgerforums war die Alevitische Gemeinde Deutschlands, die in diesem Jahr neu in die Liste der Förderorganisationen des Programms “Kultur macht stark” aufgerückt ist. Auch die Bahn stand dem Projekt sehr offen gegenüber und sorgte dafür, dass rechtzeitig zum Projektstart störende Risse und Löcher in den Wänden verschwunden waren. Die Stadt Sinzig half bei den vorbereitenden Maßnahmen und brachte rasch auch noch die Beleuchtung in der Unterführung in Ordnung.
Für die künstlerische Leitung war die Bad Bodendorfer Künstlerin und Leiterin der Kunstschule Sinzig Stefanie Manhillen zuständig. Sie lieferte das Konzept und schaffte es, dass die Ideen und Vorstellungen der teilnehmenden Jugendlichen am Ende tatsächlich auf den Betonwänden landeten. Unterstützt wurde sie dabei von den JKS-Lehrerinnen Kerstin Kagel und Anna Schäfer, die sich mit großem Engagement in das Projekt stürzten. Während Anna Schäfer die eine Hälfte der Achtklässler bei der kreativen Arbeit vor Ort unterstützte, sorgte Kerstin Kagel dafür, dass die andere Hälfte mit großem Elan die organisatorischen Aufgaben erledigte – von der Vorbereitung der Abschlussfeier über die Verpflegung der Gruppe bis zur musikalischen Untermalung der Aktion. Unterstützt wurden sie dabei von der Pädagogin Marion Hötte. Und auch das Haus der offenen Tür (HoT) hat sich tatkräftig in diesem Projekt engagiert.
Zur großen Einweihungsfeier kamen denn auch nicht nur jede Menge Mitschülerinnen und Mitschüler, sondern auch Bürgermeister Andreas Geron, der für die Aktion nicht nur viel Lob im Gepäck hatte, sondern auch einen Korb voller Leckereien für die JKS-Aktionsgruppe. Auch der verantwortliche Bahn-Bezirksleiter Stephan Herborn zeigte sich hochzufrieden mit dem Ergebnis und kündigte an, auch bei weiteren Projekten dieser Art offen für Kooperationen zu sein. Und die soll es geben. So soll die weitere Gestaltung der Bahnunterführung auch mit den anderen Sinziger Schulen realisiert werden. Bei aller Freude über das gelungene Projekt goss Manfred Ruch von der federführenden AG Kultur des Bürgerforums etwas Wasser in den Wein. Am Abend vor der offiziellen Einweihung musste er feststellen, dass sich Unbekannte an den bunten Wänden zu schaffen gemacht und sie mit unmöglichen Parolen beschmiert hatten. „Dieses Maß an Respektlosigkeit vor der kreativen Arbeit anderer geht gar nicht“, sagte Ruch und kündigte an, dass man Anzeige erstatten werde, wenn sich Hinweise auf die Verursacher verdichten. Die Stadt will sich dem anschließen.
Dass das Gesamtwerk der JKS-Kreativen am Ende doch noch unbeschädigt präsentiert werden konnte, war einer spontanen Spray-Aktion am Vorabend und am Morgen der Einweihung zu verdanken. Und die Einlage der Hip-Hop-Gruppe „All-in and All-out“ unter Leitung von Celine Klein machte endgültig klar: Jugendkultur gehört auf jeden Fall zum öffentlichen Leben in Sinzig.
Mehr Informationen zum Förderprogramm unter Kultur macht stark (2023–2027) – BMBF Bündnisse für Bildung (buendnisse-fuer-bildung.de)
Fotos: Manfred Ruch, Stefanie Manhillen
Film: Achim Gottschalk, allgrafics
Logo: BMBF
Sehen Sie hier den Film mit einigen Impressionen der einwöchigen Aktion