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VHS Remagen erkundete die Oberlausitz

VHS Remagen erkundete die Oberlausitz

Vier-Tage-Studienfahrt bot den Teilnehmern allerlei Interessantes
REMAGEN. Rund 30 Personen nahmen jüngst an einer Studienreise der Volkshochschule Remagen teil, die in die Oberlausitz nach Bautzen, Görlitz und Umgebung führte. Nach erfolgter Anreise per Bus in Bautzen wurden zunächst die Zimmer im Hotel bezogen und ein gemeinsames Abendessen eingenommen, bevor es zu einer Türmerführung mit Beginn „Reichenturm“ ging, einem am östlichen Rand der Altstadt gelegenen Gebäude der ehemaligen Stadtbefestigung, das sich am höchsten Punkt von 56 Metern um beachtliche 1,44 Meter nach Nordosten neigt. Hier wurden die Teilnehmer von der Türmerin persönlich begrüßt, die im „bürgerlichen“ Leben Renate Peter heißt und seit nunmehr 30 Jahren als Turmführerin wirkt. Natürlich trug die redegewandte Dame auch ein Gewand aus einer Zeit, in der Türmer und Nachtwächter noch wichtige Leute in der alten Stadt darstellten. Die Besucher erfuhren von ihr Interessantes vom Alltag der Türmer, von Bautzener Türmen und geschichtlichen Ereignissen in Bautzen und der Lausitz.

Flanieren in der Stadt der Türme

In Begleitung der Turmführerin gab es anschließend noch hinlänglich Gelegenheit, die „Stadt der Türme“, in der sich tatsächlich 15 Exemplare dieser Bauwerksgattung befinden, ein bisschen näher zu erkunden. Die interessierten Gäste aus Remagen erfuhren eine Menge über die mehr als tausendjährigen Geschichte der Stadt an der Spree, die noch bis 1868 Budissin hieß und als historische Hauptstadt der Oberlausitz gilt. Zur Gedenkstätte Haftanstalt Bautzen II („Stasi-Gefängnis“) gab es Informationen wie auch zum Filmpalast, dem Museum, oder dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Am Rande der Altstadt wurde die Alte Wasserkunst besucht, die bereits von der Friedensbrücke aus zu sehen ist. Sie diente ursprünglich zur Wasserversorgung der Stadt mit Wasser aus der Spree. Durch den steigenden Wasserverbrauch, so war zu erfahren, wurde 1606 die Neue Wasserkunst gebaut. Der rund 47 Meter hohe Turm diente zusätzlich als Teil der Stadtbefestigung. Weitere Besuchspunkte waren die vermutlich um 928 errichtete Ortenburg, viele Jahrhunderte Hauptfeste für die Oberlausitz, die Michaeliskirche und die Friedensbrücke, eine der größten Steinbrücken in Sachsen, von wo aus sich bei Tage das Stadtpanorama trefflich fotografieren lässt. Das höchste Bauwerk in Bautzen und eine der größten Simultankirchen Deutschlands ist der Dom St. Petri. Dass an seinem Standort bereits um das Jahr 1000 die erste Pfarrkirche errichtet wurde, erfuhren die Teilnehmer, wobei der der Dom seine heutige Gestalt erst im 15. Jahrhundert erhielt. Überaus interessant: das Gotteshaus wird sowohl von der katholischen, als auch von der evangelischen Konfession genutzt.

Östlichste Stadt und sorbische Tradition

Am zweiten Reisetag stand die Besichtigung der Stadt Görlitz im Mittelpunkt, direkt an der Lausitzer Neiße gelegen, die auch die Grenze zu Polen bildet. Görlitz ist auch bekannt als die östlichste Stadt Deutschlands und wird durch den Fluss in zwei Teile aufgeteilt, so dass ein Teil auf der deutschen, der andere auf der polnischen Seite liegt und als eigenständige polnische Stadt den Namen Zgorzelec trägt. Nach der kurzen Anreise erfuhren die Teilnehmenden im Rahmen einer Stadtrundfahrt und einer kleinen Führung allerlei Geschichtliches. Dass die Region ursprünglich von Germanen bewohnt war, die das Gebiet aber verließen, so dass sich im 7. und 8. Jahrhundert slawische Gruppen hier einrichteten, wurde ebenso vermittelt, wie die Tatsache, dass die Region lange Zeit von Konflikten zwischen Böhmen, Polen und dem Heiligen Römischen Reich geprägt war. Die Handelsroute „Via Regia“ (Hohe Straße) – einer der ältesten und bedeutendsten europäischen Handelswege – führte durch Görlitz, das 1303, als erste Stadt in dieser Region, die Unabhängigkeit vom landesherrlichen Vogteigericht verliehen bekam. So wurde die Stadt früh zu einem der bedeutendsten Handelsorte zwischen Erfurt und Breslau, wobei sich der Wohlstand im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft des ungarischen Königs Matthias Corvinus abermals steigerte. Staunend vernahmen die Reisenden aus Remagen, dass Görlitz im 19. Jahrhundert dann die zweite große Blütezeit erlebte und zur reichsten Stadt Deutschlands wurde.

Am Nachmittag bestand reichlich Gelegenheit, die historische Altstadt auf eigene Faust zu erkunden. Beginnend an der kurz „Peterskirche“ genannten Pfarrkirche St. Peter und Paul, dem im 15. Jahrhundert erbauten Wahrzeichen der Stadt, wählten manche Teilnehmer den Weg über die Altstadtbrücke, die die deutsche mit der polnischen Seite verbindet. Andere bewunderten den 45 Meter hohen Nikolaiturm, den erstmals um 1305 erwähnten „Untermarkt“, das Rathaus, den Neptunbrunnen, oder die Alte Ratsapotheke, eines der bekanntesten Bürgerhäuser der historischen Altstadt. Auch die 1245 fertiggestellte Dreifaltigkeitskirche am östlichen Obermarkt, der 51 Meter hohe Reichenbacher Turm (165 Stufen bis ganz oben), oder der etwas weiter südlich am gemütlichen Marienplatz gelegene „Dicke Turm“, dessen Mauern im unteren Bereich eine Dicke von 5,34 Metern aufweisen, wurden besucht. Weitere Ziele waren die 1473 fertig gestellte Frauenkirche, die Lutherkirche und der Postplatz, der als einer der schönsten Stadtplätze in Görlitz gilt. Beeindruckt zeigten sich die Besucher aus Remagen hier besonders von dem 1887 errichteten Muschelminnabrunnen. Er ist geschmückt mit vier Marmorfiguren, die Fischer, Jäger, Nymphe und Nixe darstellen, die als Romantik, Nutzen, Veränderlichkeit und Kraft gedeutet werden. Auf der Spitze steht eine 3,44 Meter hohe bronzenen Figur, die eine Muschel auf ihrem Kopf trägt. Sie verkörpert die Natur und stellt die römische Naturgöttin Flora dar.
Zurück in Bautzen, wurde den Teilnehmern am frühen Abend ein typisch sorbisches Hochzeitsessen kredenzt. Nicht nur die lukullischen Köstlichkeiten, sondern auch das in einem unter Denkmalschutz stehende und 600 Jahre alte Natursteingewölbe inmitten der Bautzener Altstadt stießen dabei auf einhellige Begeisterung. Zu Beginn hatte die regionstypisch gekleidete Wirtin ihre Gäste aus Remagen nach sorbischer Art mit Brot und Salz begrüßt und ihnen die Trachten und Bräuche der einheimischen Volksgruppe erklärt.

Unterwegs im „Dreiländereck“

Um auch die Umgebung kennen zu lernen, fand am dritten Tag eine geführte Tagesfahrt ins Zittauer Gebirge statt. Über das wegen seines reichhaltigen denkmalgeschützten Umgebindehausbestandes von der UNESCO als Denkmalort benannte Obercunnersdorf und das „Sternenstädtchen“ Herrnhut, 1727 Gründungsort der „Ökumenischen Toleranz“, führte der Weg in die im „Dreiländereck“ Deutschland – Polen – Tschechien gelegene Stadt Zittau, die von 1346 bis 1815 zum so genannten „Oberlausitzer Sechsstädtebund“ gehörte und sich deshalb noch heute „Sechsstadt“ nennt. Nach einer kleinen Rundfahrt mit anschließender Führung durch die historische Innenstadt hatten die Gäste aus Remagen hier Zeit zur freien Verfügung. Dabei wurden zahlreiche Sehenswürdigkeiten in der historischen Altstadt erkundet. Insgesamt acht Kirchen gab es zu sehen, jede Menge historische Gebäude und Türme, das zwischen 1840 und 1845 im Neorenaissancestil erbaute Rathaus am Marktplatz und der so genannte Heffterbau, Teil des damaligen Franziskanerklosters, stießen auf reges Interesse. Auch die in Deutschland einmaligen Fastentücher von 1472 und 1573 wurde von einigen Teilnehmenden ebenso bestaunt, wie das im 16. Jahrhundert erbaute Salzhaus und die 1907 errichtete Blumenuhr.
Später ging es noch mit der bereits 1890 in Betrieb genommenen dampfbetriebenen Schmalspurbahn über eine Spurweite von 75 Zentimetern von Zittau in den Kurort Oybin. Eine Rundfahrt durch das Zittauer Gebirge bildete somit den Abschluss dieser interessanten Tagestour, bevor es zurück nach Bautzen ging, von wo aus am nächsten Morgen die Heimreise angetreten wurde.

Presseinfo der VHS Remagen e.V
Foto: VHS Remagen

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