Workshop der KAHR-Projekt-Gruppe beim THW in Sinzig
Das Hochwasser 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gehört zu den größten Naturkatastrophen, die Deutschland in den letzten 100 Jahren getroffen hat. Die betroffenen Regionen stehen seither vor den besonderen Herausforderungen des Wiederaufbaus.
Frühzeitig hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dabei seine Unterstützung zugesichert. Ziel ist dabei u.a. neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel für die beteiligten Handelnden zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig die Regionen mit wissenschaftlicher Expertise dabei zu unterstützen, zukunftssichere, resiliente und klimafeste Strukturen zu gestalten.
Im Zuge dessen wurde das KAHR-Projekt ins Leben gerufen. KAHR steht hierbei für Klima-Anpassung-Hochwasserschutz-Resilienz, siehe www.hochwasser-kahr.de. Die konkrete Zielsetzung des Projektes besteht darin, über neue wissenschaftliche Erkenntnisse praktische Fragen des Wiederaufbaus zu beantworten. Akteure aus Verwaltung, operativem Hochwasserschutz und Politik werden über Aus- und Fortbildungen, sowie Workshops geschult und Handlungsempfehlungen erstellt.
Im Juli fand nun einer der Workshops auch beim THW im Ortsverband Sinzig statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Bewältigung großer Hochwasserereignisse im Bezug auf kritische Infrastrukturen. Die Organisation erfolgte durch das Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern und das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Robert Jüpner (RPTU) und Daniel Gronwald (THW Sinzig) stand zunächst der Einsatz während und nach der „Ahrflut“ im Mittelpunkt.
Fabian Simanzik (THW Sinzig) und Daniel Gronwald berichteten, dass nach der Akutphase der Rettung und anschließenden ersten Aufräumarbeiten, sich der Schwerpunkt der Einsatzaufträge für den Ortsverband verlagerte. Wegen der vorhandenen Ortskenntnis waren die Sinziger besonders in den Bereichen Erkundung und Logistik sowie bei der provisorischen Sicherstellung der Kritischen Infrastrukturen gefragt.
So wurden mit einfachen Maßnahmen Glasfaserkabel und Abwasserleitungen über die Ahr verlegt, die Kläranlage in Sinzig mit Notstromversorgung und Pumpen bei der Wiederinbetriebnahme unterstützt, die Straßenbeleuchtung in Bad Neuenahr wieder in Betrieb genommen und die Verpflegungsstelle an der Regenbogenschule in Sinzig notstromversorgt.
„Wir schaffen Verbindungen“ war das große Thema für das THW in den darauffolgenden Monaten. Für das THW Sinzig war der Bau einer Gierseilfähre in Ahrweiler, als erste Verbindung für Fußgänger von einer auf die andere Ahrseite ein besonderes Projekt. Diese wurde später durch eine ebenfalls vom THW Sinzig gebaute „Pontonbrücke“ ersetzt.
Manpower und Logistikunterstützung waren bei den zahlreichen weiteren Brückenbaustellen im Ahrtal gefordert. Im Jahr 2022 wurden dann mit den Brückenbaugruppen aus Bad Kreuznach, Neustadt an der Weinstraße und Witten der Christinensteg und die Brücke an der Ahrmündung im Stadtgebiet Sinzig als Behelfsbrücken errichtet.
Im Anschluss besuchten die Workshop-Teilnehmer die Kläranlage in Sinzig (Abwasserzweckverband Untere Ahr, AZV). Die Sinziger Kläranlage war durch das Hochwasser schwer betroffen und unmittelbar nach dem Ereignis am 14/15.7. vollständig funktionsunfähig. Sie wurde im Anschluss Schritt für Schritt wieder in Betrieb genommen. Der Technische Werkleiter Martin Hoffmann berichtete über die massiven Schäden in den Abwasserkanälen des AZV im Ahrtal und von den geplanten Erneuerungen. Seit Dezember 2021 ist die Kläranlage, mit einigen Provisorien, wieder voll in Betrieb. Ein kompletter Neubau an einem hochwassersicheren Standort ist in Planung.
Eine weitere Mammutaufgabe ist die Erneuerung und Reparatur der zerstörten Abwasserkanäle. Die sichtbaren Provisorien, mit fliegenden Leitungen über die Ahr, sollen im Laufe des kommenden Jahres wieder verschwunden sein.
Nach angeregten Gesprächen und Diskussionen war man sich sicher, ähnliche Workshops im Rahmen des KAHR-Projektes in Zukunft fortzuführen.
Pressemeldung THW Sinzig