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Erstes integratives Wohnprojekt in der Kreisstadt hat eröffnet

Begegnungsstätte und Kita-Plätze gehören zum Konzept

Der 22-jährige Leon Radermacher aus Dernau gehört zu denen, die es kaum erwarten konnten. Endlich wird er in sein erstes eigenes Zuhause ziehen und einer der ersten Bewohner im neuen „Integrativen Mehrgenerationenquartier“ (IMQ) an der Schützenstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler sein. Damit ist ein einmaliges Projekt umgesetzt worden, wie auch Bürgermeister Guido Orthen bei der offiziellen Eröffnung mit Schlüsselübergabe erklärte. Die Kreisstadt hat nun ihr erstes barrierefreies integratives „Haus für alle“.

Die IMQ Bau- und Betriebs-UG von Kay Andresen hat mit dem 6,8-Millionen-Projekt trotz Unbilden wie der Flutkatastrophe ein einzigartiges Konzept im Ahrtal realisiert. Zur offiziellen Eröffnung übergab Kay Andresen unter anderem die Schlüssel an Svenja Pleuß von den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. „Wir eröffnen heute unter anderem 27 Apartments und eine Begegnungsstätte“, sagte Andresen, für den „ein Herzensprojekt“ wahr geworden ist. Zielgruppe für die überwiegend 1,5- bis Zwei-Zimmer-Apartments und drei größere Wohnungen sind Menschen aller Generationen mit und ohne kognitive und/oder körperliche Beeinträchtigungen.

Kay Andresen (4.v.l.) unter anderem mit Svenja Pleuß (6.v.l.) von Bethel.Regional und Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen (8.v.l.) sowie künftigen Bewohnern bei der offiziellen IMQ-Eröffnung

Den Anstoß für das Projekt gaben im Jahr 2014 Betroffene selber. „Ursprünglich kamen zwei  Familien auf mich zu, die Kinder mit Unterstützungsbedarf haben und sagten: Wir finden keinen Wohnraum, damit diese Kinder, die jetzt natürlich Erwachsene sind, selbstständig leben können.“ Obwohl eigentlich der Kreis dafür zuständig sei, sei dank „Problemlöser“ Kai Andresen sei dann doch eine Idee entwickelt und verwirklicht worden, so Orthen: „Wir sind sehr froh, dass Integration und Inklusion mit diesem Projekt nicht nur propagiert, sondern auch wirklich gelebt werden.“ Der Bürgermeister freute sich auch, dass mit der im Konzept ebenfalls von Anfang an vorgesehenen Erweiterung des benachbarten aber durch die Flut zerstörten Kindergartens Sankt Pius neue Kita-Plätze entstehen. Der Kindergarten, dessen Eigentümer die Stadt ist, soll im April an den Start gehen. „Alle Generationen können sich hier wiederfinden. Alles, was das Leben bieten kann, wird in diesem Haus vereint. Das ist die Buntheit des Lebens“, stellte Orthen nicht ohne Verweis auf den städtischen Slogan „Unsere Stadt wird wieder bunt“ fest. Das Logo übergab er auch an Svenja Pleuß, Regionalleitung von „Bethel.regional“.

Schlüsselübergabe an die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

Die elf Apartments in der ersten Etage hat „Bethel.regional“ zur Vermietung an Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, die aber doch in einer eigenen Wohnung leben möchten, gekauft. Einem anderen Stiftungsbereich, der Stiftung Bethel, gehört Wohnraum in der dritten Etage. Dort einziehen wird die Diakonie Katastrophenhilfe mit ihren Regionalteam, das flutbetroffenen Menschen im gesamten Ahrtal bei der Antragstellung von finanziellen Leistungen unterstützt und auch mobil aufsucht.

Außerdem wird Bethel von dort aus Dienste der Wiedereingliederungshilfe. Pleuß: „Wir unterstützen Menschen mit Behinderungen dabei, ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrzunehmen und Teilhabe in der Gesellschaft zu erleben. Darunter kann man sich beispielsweise Freizeitaktivitäten vorstellen, aber auch bestimmte Entwicklungsschritte, die Menschen mit Behinderungen erreichen möchten.“ Es gehe nicht um pflegerischen Aufgaben, die ein Pflegedienst zusätzlich übernehmen könne.

Die ersten Bewohner ziehen im Januar ins Integratives Mehrgenerationenquartier

Die Begegnungsstätte mit Küche im Erdgeschoss soll nicht nur den Hausbewohnern sondern dem ganzen Quartier offen stehen. „Da können sich auch Leute aus der Umgebung etwa zum Skatturnier oder zur Geburtstagsfeier treffen“, so Andresen. Gerade auch, wo seit der Flut Versammlungsorte fehlten. Eine halbe Stelle für die Leitung der Begegnungsstätte und in geringerem Umfang für die stellvertretende Leitung der Begegnungsstätte fördert die „Aktion Mensch“.

„Selbstständigkeit und Freiheit“ bedeutet für Leon Radermacher sein Einzug ins IMQ. „Ich freue mich darauf, neue Kontakte zu knüpfen und neue Freunde zu finden.“ Außerdem könne er in der eigens auf den Rollstuhlfahrer ausgerichteten Küche endlich auch selber kochen und backen. Auf das Gemeinschaftsgefühl freut sich auch der 41-jährige Hotelangestellte Daniel Ibs. Noch könne er zwar laufen und lebe schon allein in einer Wohnung in Bachem, aber die sei nicht barrierefrei und wenn seine Krankheit sich verschlimmere, sei er im IMQ besser aufgehoben und außerdem weniger alleine als sonst zuweilen in der Freizeit: „Auf sowas habe ich gewartet.“ Nicht mehr 1,5 Stunden mit Bahn wird der 26-jährige Tim Sänger von Rolandseck aus zu seinen in Ahrweiler wohnenden Eltern brauchen. „Wenn die Bahn denn überhaupt kam“, so sein Vater Thomas: „Wenn er bei uns war, mussten wir bisher immer auf die Uhr gucken.“ Schon in den nächsten Tagen will er Möbel auf bauen und Lampen aufhängen, damit sein Sohn noch im Januar einziehen kann.

Pressemeldung IMQ Bau- und Betriebs-UG
Fotos: IMQ Bau- und Betriebs-UG

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