Kreisstadt-Gesellschaften und Jeckediz bringen Normalität ins Haus
„Dam, dam, dam“ sangen sie bei Miljös „Wolkeplatz“ im Wohnzimmer des stationären Hospizes im Ahrtal. Und auch in den Höhner-Hit „Prinzessin“ stimmten alle ein. Dazu Trommeln, Klatschen und das Klingeln von am Hals baumelnden Orden. Genau zwei Wochen vorher waren es noch Musiker des SWR-Symphonieorchesters aus Stuttgart, die klassische Werke von Johann Sebastian Bach bis Bela Bartok bei einem hochkarätigen „Hauskonzert“ im Hospiz interpretiert hatten. Nun also Karnevalsschlager.
Nach der sehr positiv aufgenommenen Karnevals-Premiere 2020 fand erstmals wieder eine Feier zur fünften Jahreszeit im stationären Hospiz in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter hatten Tische und Stühle zur Seite gerückt und die Räume mit Ballons und Luftschlangen bunt geschmückt. Sich selber warfen sie mit Federboa, Höötche und Pappnas‘ in Schale, und auch einige Hospizgäste „dekorierten“ sich ein bisschen. Ein Büfett mit Berlinern, Brötchen und Getränken war gerichtet, und für Stimmung sorgten nicht zuletzt die geladenen Gäste.
Anna Louen, Sozialdienst und stellvertretende Pflegedienstleitung, und Pflegedienstleiterin Brigitte Raschke begrüßten zunächst die Ahrweiler Karnevals-Gesellschaft (AKG) mit ihrer Tollität Prinz Milan I. (Kacavenda) und Funken, die natürlich mit Tänzen erfreuten. Für den Ahrweiler Prinzen und für AKG-Sitzungspräsident Udo Groß ist das Hospiz „bekanntes Terrain“, denn die beiden haben als Bauunternehmer respektive Installateur am Bau des Hospizes mitgewirkt. In Ornat bzw. Uniform waren sie daher nun auch doppelt gern bei dem karnevalistischen Aufschlag dabei. Eine Teilnahme ließ sich genausowenig die Karnevalsgesellschaft (KG) Blau-Weiss Neuenahrer Schinnebröder nehmen. „Echte Fründe“ spielten ihre Spielmannsleute, und der KG-Vorsitzende Karl Schimmel verteilte wie vorher Prinz Milan I. ebenfalls Orden.
Mit Hospizgästen, deren An- und Zugehörigen und Hospiz-Mitarbeitern hakten sich Gabriele Ruggera, Hospizleiterin und Geschäftsführerin der Hospiz im Ahrtal gGmbH, und Kay Andresen, stellvertretender Geschäftsführer und Prokurist, unter. „Ming eetste Fründin“ war ein Song, mit dem die Band „Jeckediz“ aufschlug und Erinnerungen bei den Zuhörern weckte. Auch zu ihren anderen Interpretationen war die Laune bestens, und aus allen Kehlen erklang „En unserem Veedel, denn he hält m’r zosamme, ejal, wat och passeet.“
Passt eine ausgelassene Karnevalsfeier in ein Hospiz, an einen Ort des Sterbens? „Definitiv“, sagt Gabriele Ruggera: „Unser Anliegen ist schließlich das Leben bis zuletzt. Und so viel Normalität wie möglich hilft den Menschen, für die lange schon nichts mehr normal ist. Solche Momente entlasten die Menschen, weil sie sich nicht übertriebene Fürsorge sondern normales Leben bis zuletzt wünschen.“ Die Hospizleiterin dankte allen, die die Feier mitgestalteten, und hofft, dass im nächsten Jahr wieder Karneval im Hospiz gefeiert werden kann.
Pressemeldung und Foto: Hospiz-Verein Rhein-Ahr