Hochwasserschutz durch Abriss der Brücke fraglich
Schutzpatron der Brücke wurde 1393 von der Karlsbrücke in Prag in die Moldau geworfen und ertränkt
Die Wogen gehen hoch, wenn man die Diskussion zur Nepomukbrücke in Rech verfolgt. Vier Maßnahmen sind in Betracht gezogen worden. Dabei stehen die Gemeinde, die Kreisverwaltung, das Denkmalamt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die SGD-Nord als zuständige Behörde gegenüber.
Die im Auftrag der Ortsgemeinde durch ein Fachplanungsbüro erstellte, hydraulische Untersuchung hat die folgenden vier Vergleichsvarianten betrachtet:
- Variante 0: Brücke wie vor der Flut
- Variante 1: Erhalt der nach der Flut noch vorhandenen drei Bögen
- Variante 2: Erhalt von zwei Bögen der Brücke
- Variante 3: Komplettabbruch der Brücke
Durch die Untersuchung von drei Erhaltungsvarianten ist auch das Bemühen um einen Erhalt – zumindest eines Teils – der Brücke im Sinne des Denkmalschutzes überprüft worden.
Die Untersuchung kommt zu dem Fazit, dass der vollständige Abriss der Nepomuk-Brücke eine deutliche Reduzierung der Gefährdung von Anwohnern und noch vorhandenen Gebäuden im Nahbereich der Ahr in Rech bewirkt, da bei allen Erhaltungsvarianten (0-2) der zu erwartende Wasserspiegel im besiedelten Bereich deutlich höher ausfällt als bei der Variante 3 (Komplettabbruch).
Da somit nur durch den Abbruch der Brücke der Hochwasserschutz und der Schutz von Menschenleben gewährleistet sind, wurde der Abbruch der Brücke gemäß § 13 Absatz 1 DSchG durch die untere Denkmalschutzbehörde im Benehmen mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe als Denkmalfachbehörde genehmigt.
Ortsbürgermeister Vrijdaghs:
„Dass diese Brücke aufgrund ihrer Bauart mit den Bögen Verklausungen begünstigt hat, ist für alle, die das am 14. Juli 2021 beobachtet haben, unstrittig. Dass dadurch sich Pegelstände vor der Brücke negativ verändert und erhöht haben, ist ebenfalls unstrittig“, sagt Ortsbürgermeister Vrijdaghs.
Ganzen Artikel lesen: https://www.aktiplan.de/buergermeister-altenahr-deutsche-stiftung-denkmalschutz-gefaehrdet-menschenleben/
Die untere Denkmalschutzbehörde der Kreisverwaltung konnte sich bei der zu treffenden denkmalrechtlichen Entscheidung nicht auf ein zukünftiges Konzept, das noch nicht konkret vorliegt und dessen Wirkungen nicht absehbar sind, stützen. Vor diesem Hintergrund besteht auch nach Vorlage der Langfassung des Gutachtens kein Anlass, die erteilte Genehmigung zu revidieren.
Es gibt auch Stimmen, die den Abriss für unnötig halten und das Bauwerk schützen wollen
Die Brücke wurde bereits im Jahr 1723 erbaut und hat somit schon etliche Hochwasser überstanden. Darunter auch die verheerenden Fluten 1804, 1910 und jetzt zuletzt 2021.
Deutsche Stiftung Denkmalschutz: “Bürgermeister von Rech ignoriert Rettungsmöglichkeit für die Nepomuk-Brücke und unterlässt seit Monaten erforderliche Sicherungsmaßnahmen“.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist gegen den Abriss der 300 Jahre alten Brücke, vielmehr solle zunächst das Hochwasserkonzept für die gesamte Ahr abgewartet werden, bevor voreilig historische und landschaftsprägende Bauwerke vernichtet würden. Auch ließen sich die teilweise unterspülten Pfeiler durch entsprechende Maßnahmen retten.
Link zum Gutachten im Auftrag der Deutsche Stiftung Denkmalschutz: https://www.denkmalschutz.de/fileadmin/media/PDF/Denkmale_in_Gefahr/LGA_rev1_Gutachten_Nepomukbruecke_Rech.pdf
Verschiedene Restauratoren und Bauingenieure sind der Meinung, dass man die Brücke hochwassersicher wiederherstellen kann. Durch Einbeziehung des Uferbereiches und Entlastungstunnel ist die Sicherheit auch bei sehr hohen Hochwassern gegeben. Die Methode ist nicht neu, in Deutschland und im Ausland gibt es solche Umbauten bereits.
Filmbericht im ZDF
Vom 9. Juni 2022 aus der Reihe “HEUTE in Deutschland” von Angela Ebhardt – https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-deutschland/kritik-an-abriss-der-nepomukbruecke-100.html
In dem Buch “Spuren der Flut im Ahrtal” kommen die fünf Autoren zu dem Ergebnis, dass zusätzlich zur Topografie hauptsächlich die zu dichte Bebauung in Ufernähe und die aufgeschütteten Anrampungen als Auffahrt zur Brücke einen Dammeffekt verursachten und dadurch das Wasser so hoch stieg. Die Verklausungen durch verschiedenstes Treibgut entstanden erst beim Rückgang des Pegels.
Link zur Buchempfehlung: https://www.aktiplan.de/buchtipp-spuren-der-flut-im-ahrtal-2021/
Bevor hier ein kulturhistorisch wertvolles Bauwerk mit solch hohem Stellenwert für das Ahrtal der Abrissbirne zum Opfer fällt, sollten zunächst alle alternativen Maßnahmen zur Rettung überprüft werden. Das kommt unterm Strich einem Neubau an anderer Stelle mit Verlegung der Infrastruktur und den entsprechenden Genehmigungsverfahren deutlich günstiger.
Karikaturist Mike Grunzke hat zur historischen Nepomukbrücke seine Gedanken zu Papier gebracht und kommt zu dem Schluss: “Stürzt Nepomuk zum zweiten mal in die Fluten?“
AG